Saseler Ehepaar feiert Diamanthochzeit
SASEL Vor anderthalb Jahren haben Karin und Bernd Klostermann angefangen, ihren 60. Hochzeitstag zu planen: Eigentlich wollten sie groß feiern – erst mit einer Segnung im Michel, dann mit 40 Gästen und Akkordeonspieler in den Krameramtsstuben. Coronabedingt fällt alles ins Wasser. „Wir sind enttäuscht“, sagt Karin Klostermann, denn auch ihrer Enkeltochter, die alle Hebel in Bewegung setzte, gelang es nicht, die Erlaubnis für eine Feier im engsten Familienkreis zu erwirken.
Von Anja Krenz
Als Karin und Bernd 1960 heiraten wollten, war sie noch keine 18 und erwartete ein Baby, er war mit knapp 21 Jahren noch nicht volljährig. Deshalb musste das Jugendamt entscheiden, ob die beiden sich trauen lassen dürfen. Das Amt sagte Nein und „das hält sowieso nicht.“ So zog man vors Landesgericht, und der Richter erlaubte die Hochzeit. „Er fand das in Ordnung, weil wir Wohnraum hatten“, erklärt Karin Klostermann – bei ihrer Oma. Die stellte den beiden zwei Räume in ihrem kleinen Dreizimmerhaus an der Wandsbeker Lesserstraße 14 zur Verfügung. „Da Bernds Mutter es nicht so toll fand, hochschwanger in der Kirche zu heiraten“, wurde die Hochzeit am 2. Dezember als Haustrauung im Wohnzimmer von Karins Eltern vollzogen – mit Pastor, einem kleinen Altar und zwei Stühlen davor. „Das Schlafzimmer haben wir ausgeräumt, um Platz zum Tanzen zu haben“, erinnern sich die Klostermanns. Neun Tage später wurde Karin 18, drei Tage darauf wurde Bernd volljährig, und sechs Wochen später kam Tochter Gabi zur Welt.
„Wir haben uns das niedlich gemacht in unseren zwei Zimmern und waren superglücklich“, erzählt Karin Klostermann. Als zwei Jahre später ihre Oma starb und der Onkel das Haus erbte, durften sie es komplett für 40 D-Mark Miete übernehmen. „Auf dem Grundstück standen neben unserem 100 Jahre alten Haus noch zwei weitere, in denen meine Eltern und meine Tante wohnten. Im Hof gab es einen Wasserhahn und eine Toilette für alle.“ 1967 folgte eine Umsiedlung durch die Stadt, man zog mit den inzwischen zwei Töchtern, Karin Klostermanns Mutter und Schwester in ein Sechsfamilienhaus ein paar Grundstücke weiter. Bernd Klostermann arbeitete zu der Zeit noch als Getreidekontrolleur und Wäger im Hafen, später als Lagermeister bei Villeroy & Boch, seine Frau fing als Displaytypistin beim Otto-Versand an.
Rückblickend sagt die 77-Jährige: „Auch bei uns gab’s mal Streit, aber nie so schlimm, dass wir auseinandergelaufen wären.“ Nun sind sie seit 60 Jahren verheiratet. Ein bisschen Stolz schwingt mit, wenn Karin Klostermann fragt: „Wer schafft das heute noch?“ Extrem fit sind die Jubilare, beide haben ihr Leben lang Sport gemacht. Als Rentner wurden sie Teil der New Generation vom Wandsbeker TSV Concordia e.V. „Da haben wir mit Freunden viel unternommen – Wandern, Theater, Crocket, Boßeln und schöne Reisen.“ Jeden Sonntagabend ging’s erst zum Schwimmen, anschließend zum Griechen – mit viel Spaß.
Geheimrezept: Lachen und Bewegung
Das ist wohl das Geheimrezept der Klostermanns: Viel Lachen, viel soziales Miteinander, viel Bewegung. Von ihrer Eigentumswohnung am Waldweg aus spazieren die beiden noch heute regelmäßig anderthalb Stunden um die Teichwiesen herum. Und besonders wichtig ist ihnen die Familie, die überwiegend in der Nähe wohnt. Wenigstens mit ihr wollten die Klostermanns ihren Ehrentag begehen. Enkelin Tania hatte sich am Montag bis ins Vorzimmer der Gesundheitssenatorin durchtelefoniert. Sie stieß auf Mitgefühl, erhielt aber dennoch keine Ausnahmegenehmigung. Nun gilt Karin Klostermanns Motto: „Es ist verboten zu sterben oder krank zu werden – in fünf Jahren feiern wir die Eiserne!“
Last modified: 17. Dezember 2020