Der Verein „Kinderträume -Suenos de Ninos“ unterstützt die Hilflosesten in Hamburgs Partnerstadt Leon – Ausstellung in Volksdorf
VOLKSDORF/POPPENBÜTTEL/LEON Straßenkindern und Müll sammelnden Jugendlichen durch konkrete Unterstützung eine Zukunftsperspektive zu geben, dafür wurde 2018 der Verein „Kinderträume – Suenos de Ninos“ e.V. mit Sitz in Hamburg-Poppenbüttel gegründet. Vorsitzender ist Dr. Jürgen Steidinger.
Von Matthias Damm
Der ehemalige Leiter der Neugeborenen Intensivstation am AK Wandsbek wurde schon in den 1980er-Jahren auf die dramatische Situation vieler Kinder und Jugendlicher in Leon aufmerksam. Er ging von 1992 bis 2017 nach Nicaragua, arbeitete dort als Arzt und schob als ehrenamtlicher Koordinator der 1989 gegründeten Städtepartnerschaft Hamburg-Leon eine ganze Reihe von Hilfsprojekten an.
Kinder und Jugendliche, die von ihren Familien getrennt auf der Straße leben oder im Müll Verwertbares suchen, erleben viel Gewalt, Ausbeutung oder Missbrauch. Eines haben sie gemeinsam: keine Schulbildung. Hier setzte schon vor 25 Jahren die Hilfe an, denn Teilnahme am Schulunterricht ist die Voraussetzung für Unterstützung in Form von Nachhilfeunterricht, Mittagessen, medizinischer Versorgung und Angeboten für Sport, Spiel und Erholung. „Nur durch Bildung und Ausbildung gibt es ein Entkommen aus der Spirale von Armut und Hoffnungslosigkeit. Kinder müssen zur Schule gehen können“, sagt Jürgen Steidinger. „Die Arbeit mit den Kindern vor Ort wird von unseren Freunden in der Partnerstadt Leon geleistet. Wir kümmern uns mit unserem Verein in der Partnerstadt Hamburg um die finanzielle Unterstützung“.
Zusätzliche Hilfe kommt unter anderen von drei Hamburger Schulen. An der Gretel-Bergmann-Schule, dem Walddörfer Gymnasium in Volksdorf und der Osterbekschule kamen Schüler im Zuge einer Unterrichtseinheit über Kinderrechte mit dem „Verein Kinderträume“ in Kontakt. Man beschloss, das zu tun, was man den Kindern und Jugendlichen in Leon ersparen wollte: Flaschen zu sammeln und das Pfand dem Projekt zu spenden. Unterstützen möchte das Projekt auch im Bereich Umwelt- und Naturschutz. An die Strände Nicaraguas kommen jährlich bei einer bestimmten Mondphase in einer einzigen Nacht unzählige Meeresschildkröten, um ihre Eier genau dort abzulegen, wo sie selbst vor langer Zeit als Mini-Schildkröte auf die Welt kamen. Nach Tausenden von Kilometern Reise schleppen sich die über 100 Kilogramm schweren Muttertiere mühsam an Land, graben ein Loch in den Sand, legen ihre Eier ab und machen sich auf den Weg zurück ins Meer.
Schildkröten werden Opfer des Menschen
Ein gefährliches Unterfangen, denn es warten neben den Geiern auch andere Eierdiebe: die Menschen. In Armut lebende Einheimische verkaufen die Eier als Delikatesse, oder schlachten die erwachsenen Tiere. Sie können so ihre Familie ernähren und die Kinder zur Schule schicken. Gleichzeitig sind sie aber dabei, eine über 150 Millionen Jahre alte Tierart auszurotten. Trotz Strandüberwachung durch das Militär, Kontrollen der Fischerboote oder Aufklärung und Rückkauf der Eier gelingt ein Schutz der Tiere nur bedingt. „Auch hier ist Bildung der Schlüssel“, ist Jürgen Steidinger sicher. „Wir schärfen im Unterricht immer mehr das Bewusstsein für die Umwelt und den Artenschutz und wollen erreichen, dass die Kinder in unseren Projekten diese Erkenntnis leben und weitergeben.“
Hunderte von Kindern haben durch die beiden Schulprojekte mit Unterstützung von „Kinderträume – Suenos de Ninos“ eine Chance auf Bildung bekommen und viele später einen Job gefunden. Von den Müllsammel-Kindern besitzen nach der Betreuung 25 Jugendliche einen gymnasialen Abschluss, zehn haben eine Uni besucht, sechs ihr Studium abgeschlossen. Aktuell studieren drei Frauen Pharmazie, Psychologie und Sozialarbeit. Aber alle Erfolge vor Ort brauchen Geld. Den aktuellen Stand, die dramatischen Auswirkungen, aber auch die Lösungsansätze dokumentiert die Fotoausstellung in der Haspa.
Fotoausstellung in der HASPA Volksdorf, vom 21. September bis 28. Oktober
Der Verein KITRA – Kinderträume-Sueños de Niños- e.V. mit Sitz in Poppenbüttel freut sich über tatkräftige Unterstützung.
Last modified: 17. Dezember 2020