Vermeintliche Familienmitglieder bitten um Überweisung
POPPENBÜTTEL Enkeltrick, falsche Polizeibeamte oder angebliche Mitarbeiter einer Bank, die vorgeben, Schmuck und Wertsachen sichern zu wollen, sind bekannte Betrugsmaschen. Jetzt häufen sich Fälle neuer Betrugsversuche über den Nachrichtendienst WhatsApp. In Poppenbüttel hat ein Senior den Betrugsversuch rechtzeitig erkannt.
Von Stephanie Rutke
Senioren erhalten eine WhatsApp, vermeintlich meldet sich das eigene Kind oder Schwiegerkind und teilt mit, dass es sein Handy verloren und deshalb eine neue Telefonnummer hat und dringend Hilfe und Geld benötigt, weil vergessen wurde, eine Rechnung zu begleichen. Wer sich auf einen solchen Chat einlässt, ohne sich zu vergewissern, ob die Geschichte wirklich stimmt, verliert schnell vierstellige Beträge.
Hans-Peter Hesse aus Poppenbüttel nutzt sein Smartphone regelmäßig, um per WhatsApp mit seiner Tochter und Freunden zu kommunizieren. Als der 83-Jährige kürzlich eine WhatsApp, vermeintlich von seiner Tochter geschrieben, erhielt, ist er rechtzeitig aufmerksam geworden. In der Nachricht stand sinngemäß: „Lieber Papa. Ich habe mein Handy verloren. Dies ist meine neue Nummer.“ Zu einer Geldforderung kam es nicht, denn: „Ich hatte gleich ein komisches Gefühl und habe diese Nummer angerufen“, erzählt Hans-Peter Hesse. Eine Verbindung kam nicht zustande, nur die Nachricht, dass er es später erneut versuchen solle. „Ich habe meine Tochter auf dem Festnetz angerufen“, erinnert er sich. Als Hesse hörte, dass mit ihrem Handy alles in Ordnung sei, hat er den WhatsApp-Verlauf sofort gelöscht. Damit hat er sehr umsichtig und genau richtig reagiert.
„Ich hätte lieber gleich meine Tochter auf ihrem Handy anrufen sollen, dann hätte ich sofort gewusst, dass die WhatsApp ein Betrugsversuch war“, sagt der Poppenbütteler rückblickend. „Daran habe ich erst im Nachhinein gedacht.“ „Wir konnten das Ganze schnell als Fake enttarnen, aber mein Vater hat sich erstmal ganz schön erschreckt“, erklärt seine Tochter Kristin Hesse. Nicht allen Senioren gelingt es rechtzeitig, die perfiden Betrugsversuche zu durchschauen. Wer Opfer eines Betrugs geworden ist, hat oft nicht nur viel Geld verloren, sondern schämt sich oder traut sich nicht, Familie oder Freunde einzuweihen.
Hilfe für Opfer gibt es beim Weissen Ring
Hilfe für Kriminalitätsopfer leistet die Opferschutzorganisation „Der Weisse Ring“. Deutschlandweit gibt es Anlaufstellen, in denen sich die Ehrenamtlichen um Opfer kümmern. In der Region Hamburg Nord-Ost leitet Lydia Carstensen die Außenstelle. „Ich habe seit Januar bereits 70 Fälle, in denen sich Betroffene, die Opfer von Kriminalität geworden sind, beim Weissen Ring gemeldet haben“, erklärt sie. Unter den aktuellen Fällen gibt es bisher keine WhatsApp-Betrugsversuche.
Für alle, die schnell Hilfe benötigen, bietet der Weisse Ring das Opfer-Telefon mit der Nummer 116 006 bundesweit, kostenfrei und anonym an. Dieses Hilfsangebot ist an allen sieben Tage in der Woche von 7 bis 22 Uhr verfügbar.
Polizei bietet Präventionstipps
Die Polizei hat ebenfalls Tipps: Angeschriebene sollten telefonische Rücksprache zu Angehörigen halten und die Polizei einschalten, wenn Zweifel aufkommen. Niemals Geld überweisen nur aufgrund eines Chatverlaufs. Einen verdächtigen Chatverlauf per Screen-
shot als Beweismittel sichern. Weitere Tipps unter www.polizei.hamburg/kriminalpraevention.(str)
Last modified: 27. April 2022