Seit mehr als 60 Jahren fährt der Radrennfahrer John Mewes von Titel zu Titel
HUMMELSBÜTTEL Manche Geschichten sind so schön, dass man sie sich nicht ausdenken kann, sondern erleben muss. So ging es dem Hummelsbüttler John Mewes, der seine bereits 65 Jahre andauernde Radrennfahrer Karriere Ende August mit dem Vize-Weltmeister-Titel beim Vintage World Championsship in St. Johann in Tirol krönte.
Von Torsten Neumann
Mit 15 Jahren fährt der heute 81-Jährige sein erstes Rennen für die RG Hamburg, der er bis auf einen kurzen Wechsel in einen anderen Verein bis heute immer treu geblieben ist. Unzählige Pokale und Andenken in seinem „Sport-Zimmer“ zeichnen seine Sportlaufbahn nach. „Wie viele Hamburger Meisterschaften ich gewonnen habe, kann ich gar nicht sagen“, schmunzelt der Senior. „Rund 30 sind es aber bestimmt, da verliert man schon mal den Überblick“. Schließlich ist Mewes in vielen Disziplinen angetreten. So war er mit der Mannschaft erfolgreich, aber auch im Zeitfahren, auf der Straße oder der Bahn. „Das Bahnradfahren hat mir meine Frau aber schnell verboten, nachdem ich einmal gestützt bin“, lacht Mewes.
Dreimal die Woche wird trainiert
Der Erfolg kommt nicht von irgendwo her. Der Rad-Senior trainiert immer noch regelmäßig und ist bislang von größeren Verletzungen verschont geblieben. Mit seiner Trainingsgruppe trifft sich Mewes regelmäßig in Langenhorn. Von dort geht es zum Beispiel zum Plöner See, nach Bad Segeberg oder nach Glückstadt. So werden 250 Kilometer in der Woche trainiert. Im Jahr kommen so gut 12.000 Kilometer zusammen. Auch mit dem Tour de France Gewinner, Jan Ulrich, ist John Mewes schon gefahren, der eine Zeitlang in der Nachbarschaft wohnte. Im Frühjahr kann man den Radrennfahrer auch auf Mallorca treffen. In seinem Lieblingshotel hat er sogar sein eigenes Rennrad im Keller stehen.
Mit Stahlrahmen und Wolltrikot auf Titeljagd
Bei den Vintage World Championsship in Österreich wurde bewusst auf moderne Rennmaschinen aus Carbon verzichtet. Die 40 Kilometer lange Runde mit einer Höhendifferenz von 190 m pro Runde und Steigungen bis zu 10 Prozent mussten mit einem traditionellen Rennrad mit Stahlrahmen absolviert werden. Auch wurden atmungsaktive Trikots gegen klassische Wolltrikots getauscht. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 30 km/h belegte der Hummelsbüttler den zweiten Platz.
Ehefrau seit 60 Jahren mit dabei
Beim Training setzt Mewes allerding auf moderne Technik. In seinem Radkeller stehen diverse Rennmaschinen aus Carbon. Und bei Wettkämpfen darf auch seine Frau nicht fehlen. Seit über 60 Jahren begleitet sie ihn zu Rennen. Für längere Fahrten haben die beiden sich extra einen Wohnwagen gekauft. Der ist auch schon 44 Jahre alt. Als Rezept für seine Fitness gibt Mewes mit einem Augenzwinkern den Saft einer halben Zitrone an, den ihm seine Frau täglich auspresst.
Last modified: 16. September 2022