Stadtteilschule Bergstedt löst mit Ausflug Siegerprämie ein
BERGSTEDT Im vergangenen Jahr nahmen die Schülerinnen und Schüler des 9. Jahrgangs der Stadtteilschule Bergstedt am Kunstwettbewerb „Paintbus 2020“ teil und belegten den ersten Platz. Ihr gestalteter Bus fährt jetzt auf der Strecke zwischen Rahlstedt und Bergedorf. Nun haben die jungen Künstler ihren Hauptgewinn eingelöst und sind nach Lübeck zur Firma „geo-die luftwerker“ gefahren, die unter anderem die Stoffe produziert, mit denen der Verpackungskünstler Christo arbeitete.
Beim größten Hamburger Schülerwettbewerb „Paintbus“ 2020 hatte der damalige WP-Kunstkurs des achten Jahrgangs einen Gruppenentwurf für die Gestaltung eines HVV-Linienbusses zum Motto „Think about future“ eingereicht und damit einen der beiden Hauptpreise gewonnen. Nach den Entwürfen der Jugendlichen wurde ein HVV-Linienbus mit Folie beklebt. Jetzt starteten die Jugendlichen zum vom HVV gesponserten Tagesaufflug nach Lübeck zur Firma „geo-die Luftwerker“. Das von der deutschen Luftfahrtbehörde anerkannte Luftfahrtunternehmen wartet Heißluftballone und Luftschiffe und bietet Fahrten mit Heißluftballonen an.
Stoffbahnen für Christos Projekte
Für den Kunstkurs war ein weiteres Arbeitsfeld dieses Unternehmens besonders interessant, denn seit einigen Jahren arbeitet es auch mit namhaften Künstlern und Architekten zusammen. Einer dieser Künstler war der am 31.5.2020 in New York verstorbene Künstler Christo. Zusammen mit seiner Frau Jeanne-Claude hat er ab den 1960er-Jahren spektakuläre Verhüllungsprojekte realisiert. Die Firma „geo-die Luftwerker“ war an einigen Projekten des Künstlerpaares beteiligt. Ganz aktuell realisiert der Neffe Christos die eigentlich für Herbst 2020 geplante Verhüllung des Arc de Triomphe in Paris, die im September unter Beteiligung der Firma „geo-die Luftwerker“ stattfindet. Diese Kunstaktion wird wohl das letzte große Projekt dieses interessanten Künstlerpaares bleiben.
Für die kunstinteressierten Schülerinnen und Schüler war der Besuch in Lübeck eine tolle Gelegenheit, aus direkter Quelle Einzelheiten über die geplante Verhüllung des Arc de Triomphe zu erfahren. Dann erlebten die Besucher eine ganz besondere Betriebsführung mit drei sehr engagierten Herren: Robert Meyknecht, Inhaber der Firma, Felix Dickenberger, für die Christo-Projekte verantwortlicher Projektleiter, sowie der Chef-Pilot des Unternehmens, Christian Kalousdian, haben ihre Firma persönlich bei einer zweistündigen Besichtigung vorgestellt und von ihren vielseitigen Projekten berichtet.
Erste Station war die Halle, in der Stoffe für die vielfältigen Projekte der „Luftwerker“ zugeschnitten und verarbeitet werden. Die für die Verhüllung des Arc de Triomphe genähten langen Stoffbahnen sind bereits auf den Weg gebracht worden, erfuhren die Schüler. Sie konnten diese großen und aus sperrigem Stoff genähten Bahnen nicht mehr vor Ort sehen, aber die restlichen Stoffballen des dafür verwendeten Stoffs und die Spezialnähmaschinen durften betrachtet und befühlt werden. „Den Originalstoff von Christo mal aus der Nähe sehen und anfassen zu können, war toll“, sagt Anna (15) beeindruckt.
„Mit den Schülern nach mehr als einem Jahr Coronapause unterwegs zu sein und gemeinsam einen höchst spannenden Betrieb besichtigen zu dürfen, fühlt sich wie ein Geschenk an“, freut sich Cläre Bordes, Wettbewerbsleiterin Paintbus. Dass in dieser Werkstatt richtig große Projekte entstehen, war an sämtlichen Wänden der Halle zu sehen, wo Projekte der „Luftwerker“ präsentiert wurden. Das kam bei den Schülern gut an.
Ein Tag wie ein Geschenk
„Mich hat erstaunt, dass das Unternehmen so klein ist und dennoch so Großes bearbeitet“, sagt Johannes (15), den die Zusammenarbeit der Firma mit dem Künstler Christo fasziniert. Auch die Dimension der computergesteuerten Plotter-Maschine, mit der riesige Stoffbahnen oder -stücke zugeschnitten werden können, war eindrucksvoll.
Anhand der Projektzeichnungen von Christo, die an einer Stellwand hingen, erklärten Meyknecht und Dickenberger, wie die Stoffbahnen am Arc de Triomphe exakt nach Christos Vorstellungen gehängt, mit Seilen zusammengeschnürt und fixiert werden sollen. Zum einen werden sie mit Seilen fixiert, um dem Wind standhalten zu können, darüber hinaus sollen aber auch besondere Falten- und Lichtreflexe erzeugt werden. Jeder Faltenwurf, den Christo in seinen Zeichnungen festgelegt hat, soll sich auch am verhüllten Arc de Triomphe an exakt der vom Künstler festgelegten Stelle wiederfinden.
Unter dem Stoff soll das Gebäude nicht verschwinden, sondern bauliche Details und Proportionen hervorgehoben werden. Rund 12.000 Meter schwerer Stoff sollen im September am 49,54 Meter hohen Arc de Triomphe angebracht werden – eine logistische Herausforderung für alle Beteiligten.
Für den zweiten Teil der Führung ging es für die Schülerinnen und Schüler aus Bergstedt zurück in die Werkshalle, wo ein Heißluftballonkorb und eine Luftschiffgondel die Vorstellungskraft erneut herausforderten. Von den drei Gastgebern, alle leidenschaftliche Heißluftballonpiloten, erfuhren die Schüler, worauf ein Pilot beim Heißluftballonfahren besonders achten muss. Diese Exkursion war eine „coole“ Sache und die Schüler werden die Verhüllung des Arc de Triomphe in Paris vom 18. September bis zum 3. Oktober gespannt in den Medien verfolgen. (msc/str)
Last modified: 23. Juni 2021
