BRAMFELD Jürgen Forkel-Schubert ist Ehrenamtlicher in der BUND-Bezirksgruppe Wandsbek. Immer montags ab 15 Uhr ist er auf der Streuobstwiese von Gut Karlshöhe zu finden. Dann betreut er zusammen mit Helfern die 200 Obstbäume, die meist in Reihen auf dem großzügigen Gelände stehen und teils bis zu 100 Jahre alt sind. „45 verschiedene Apfelsorten haben wir hier, aber auch vier Birnensorten und dazu Kirschen, Pflaumen, Zwetschgen, Mispeln und Esskastanien.“ Das Pflücken der Früchte ist übrigens nicht erlaubt.
Sein Lieblingsapfel ist der Boskoop, der aktuell nicht unbedingt en vogue ist. „Er ist nicht sehr attraktiv, aber dafür besonders lecker für Apfelmus oder -kuchen. Und er ist ein super Lagerapfel!“ Seine besondere Hochachtung gilt einem Roten Boskoop, der vor sechs Jahren von einem Sturm umgeweht wurde. Obwohl er seitdem von Kindern als Kletterbaum genutzt wird, hat der liegende Riese noch immer einen grünenden Ast und trägt Früchte. Forkel-Schubert erklärt, dass es auf dem Gelände vor allem alte Apfelsorten gibt, wie den Holsteiner Zitronenapfel, den Croncels oder den Finkenwerder Herbstprinz. Im Gegensatz zu vielen Supermarkt-Äpfeln sind diese alten Sorten auch für Allergiker geeignet, da sie „Polyphenole enthalten, die Allergien zurückdrängen können.“
Nicht in der Erntezeit schneiden
Das Thema Baumschnitt hat es in sich. „Auf keinen Fall sollte man in der Ernte- und in der Blütezeit schneiden“, lautet Forkel-Schuberts oberste Prämisse. Vor allem müsse man den Schnittkandidaten von allen Seiten betrachten. „Jeder Baum ist eine Persönlichkeit“, betont der ehemalige Geschäftsführer des Umweltzentrums an der Karlshöhe. Die gilt es zu erkennen und zu fördern. Bevor es ans Schneiden geht, brauchen Jungbäume in den ersten ein, zwei Jahren vor allem regelmäßig Wasser, „bis sie genügend Wurzeln haben.“ Dann erfolgt der sogenannte Erziehungsschnitt, „damit der Baum weiß, wohin er wachsen soll.“ Hat er mehrere Spitzen, sollte man sich für eine entscheiden und die anderen herunterschneiden. Unerlässlich ist auch das Herausbilden von nicht zu steilen Leitästen. Diese sollten sich idealerweise „auf unterschiedlichen Ebenen befinden und – von oben betrachtet – 60 Grad voneinander entfernt sein.“ Sie sollten also versetzt vom Stamm abgehen, damit die unteren Äste nicht von den oberen verschattet werden.
Was beim senkrechten Wassertrieb zu beachten ist: „Am besten ist es, diese im Mai/ Juni mitsamt den Knospen, auch schlafenden Augen genannt, herauszureißen. Allerdings möglichst ohne die Rinde zu verletzen. Sonst können Bakterien eindringen, und der Baum wird krank.“ Der gewiefte Hobbygärtner kann einen solchen Wasserschuss auch leicht anbrechen und abbiegen, um eine seitliche Wuchsrichtung vorzugeben. Das sei kein Problem für den Baum, sagt Jürgen Forkel-Schubert: „Die Wunde verheilt mit der Zeit.“
Beim später folgenden Altersschnitt sollte man die Krone auslichten und sie zudem in der Höhe begrenzen. „Der Ertrag wächst oben, wo man nicht rankommt. Und unten ist nix, weil kein Licht rankommt.“ Dieses Phänomen wird sogleich am lebenden Beispiel gezeigt: Einer der Apfel-Senioren hängt oben voll, und am untersten Ast wachsen fünf Schatten-Äpfelchen, die höchstens einen Durchmesser von zwei Zentimetern haben. „Die muss man abpflücken und die kleinen Äste gleich abschneiden, damit der Baum seine Kraft nicht verschwendet“, erklärt Forkel-Schubert. Dann muss er los, zu Hause warten Kaffeegäste. Für sie hat er Kuchen gebacken. Mit Äpfeln natürlich. (ak)
Last modified: 31. März 2021