ASB- Wünschewagen ist für den Stadtteilpreis nominiert
POPPENBÜTTEL Seit gut zwei Jahren erfüllt Kathrin Buresch Menschen, die nicht mehr lange leben werden, den letzten großen Wunsch – ehrenamtlich. Zusammen mit einem Kollegen übernimmt sie die Verantwortung für den Gast und bringt ihn ans Ziel seiner Träume.
Nun wurde das Projekt „Wünschewagen“ des ASB für einen Stadtteilpreis nominiert.
Von Anja Krenz
Die gelernte Altenpflegerin Kathrin Buresch ist unüberhörbar Sächsin. Seit sieben Jahren lebt sie in Hamburg, mittlerweile in Poppenbüttel. Neu in der großen Stadt, musste sie erstmal ankommen und sich aklimatisieren. Ende 2018 suchte die 49-jährige Bauleitungsassistentin dann wieder nach einer ehrenamtlichen Betätigung: „Ich habe schon früher im Hospiz gearbeitet. Ich bin jemand, der gerne hilft und seine Zeit sinnvoll nutzen möchte.“
Glücklich mit dem Wünschewagen
Fündig wurde sie beim spendenfinanzierten Wünschewagen des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB), der seit dem 14. Oktober 2017 unterwegs ist. „Das war von Anfang an meins“, sagt Buresch. Ihre Kollegin Annett Habermann, hauptamtliche Projektkoordinatorin beim ASB-Landesverband Hamburg: „Seit dem Start haben wir mit unseren rund 50 Ehrenamtlichen, die das Herzstück des Projekts sind, über 100 letzte Wünsche erfüllt.“ Sie organisiert die Fahrten, die keinen Zeitaufschub dulden, denn häufig versterben die Fahrgäste wenige Tage nach dem Ausflug. „Weil die Menschen dann loslassen können“, erklärt Habermann.
Vier Fahrten hat Kathrin Buresch bislang mitgemacht. Sie begleitete einen Mann ins Vogtland, „der dort bei seiner Schwester sterben wollte.“ Morgens um sechs Uhr machte sie sich mit ihm und einem Kollegen auf den Weg und kehrte spätabends ohne ihn zurück. Ein andermal begleitete sie eine krebskranke Mutter und deren 13-jährige Tochter übers Wochenende nach Sylt. „Sie wollte ans Wasser“, sagt Buresch. Die Frau wurde bei kalter Witterung auf einer Trage an den Strand gebracht. Während sie aufs Meer blickte, sammelte Kathrin Buresch mit dem Mädchen Steine und Muscheln. „Und dann kam die Sonne raus“, erinnert sie sich.
Der Gast steht im Vordergrund
Die Erlebnisse mit den Fahrgästen seien für sie aushaltbar, meint Buresch: „Das ist meiner Altenpflegekarriere geschuldet. Ich sag immer: Man kann nicht mit jedem mitsterben. Obwohl es mir nahegeht, kann ich das gut trennen.“ Absolut wichtig bei dieser Tätigkeit sei, dem Wünschenden zusammen die Entscheidungsfreiheit zu haben. „Der Gast steht absolut im Vordergrund.“ Der „wahnsinnigen Verantwortung“ sei sie sich immer bewusst. „Aber es ist positiver Stress – anstrengend und schön zugleich. Und wir haben so viel Spaß und machen so viel Quatsch.“
In Erinnerung bleibt die Fahrt mit einer 60-Jährigen, die an ALS erkrankt war und noch einmal ihren Vater im Erzgebirge besuchen wollte. Trotz ihrer Krankheit sei sie voller Energie und Lebensfreude gewesen. „Sie hat nicht eine Minute geschlafen, weil sie die Reise ganz bewusst genießen wollte.“ Angekommen in Schwarzenberg, traf sich die Frau mit ihrer gesamten Familie. „Sie hat uns eingeladen, dabei zu sein“, erinnert sich Kathrin Buresch an diese Reise.
Weitere für den 13. Stadtteilpreis nominierte Projekte in unserer Region
Neben dem Wünschewagen Hamburg ebenfalls in der Endrunde: „Tiny-Farming-Bergstedt“ (Verein, der über Selbstanbau sowie Landwirtschaft ohne Ausbeutung von Tieren und Natur informiert); die Stiftung „Was tun!“ (Förderung des Austauschs zwischen Volksdorfern und Geflüchteten an der Eulenkrugstraße). Zehn von 20 gemeinnützigen Einrichtungen gewinnen jeweils 10.000 Euro.
Stimmenabgabe noch bis zum 10. März, 10 Uhr auf www.mopo.de/stadtteilpreis
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Last modified: 3. März 2021