Die Befürchtung zum Pilotprojekt: Wenn es weniger Parkplätze gibt, kommen weniger Kunden
VOLKSDORF Das Projekt „Flaniermeile Volksdorf“ stößt auf geteilte Meinungen. Während es viele Befürworter gibt, sehen die Unternehmer im Dorfkern der Idee mit Skepsis entgegen. Wenn wie geplant 60 Parkplätze an der Claus-Ferck-Straße wegfallen, besteht bei ihnen die Sorge, dass die Kunden wegbleiben. Sie fühlen sich bei der Projektplanung im Stich gelassen und wünschen sich mehr Mitspracherecht. „Hier im Dorfkern finden die Kunden noch Dinge und Geschäfte, die es sonst nicht überall gibt“, erklärt Heiko Böhmermann, der zusammen mit seiner Frau Anja den Frischemarkt Simon betreibt.
Vielfalt an Geschäften
Volksdorf zeichnet sich gerade durch seine Kundenfreundlichkeit aus: Es gibt eine Vielfalt an Geschäften, in deren unmittelbarer Nähe kostenlose Parkmöglichkeiten zur Verfügung stehen. „Wer hier einkauft, möchte keine weiten Wege bis zum Parkplatz laufen“, sagt er. Die „Weiße Rose“ im Zentrum bietet Geschäfte, Cafés, Verweilmöglichkeiten und ausreichend Fahrradstellplätze.
Siebzehn der Unternehmer haben sich jetzt zusammengeschlossen und sind auf der Suche nach einer alternativen Lösung für das Projekt „Flaniermeile Volksdorf“. Andrea Eickmeier, Inhaberin von „Little’s Kindersache“, hat bereits im vergangenen Jahr eine Initiative gestartet und eine Befragung unter den Geschäftsleuten durchgeführt. Das Ergebnis war deutlich: 80 der 120 Befragten haben geantwortet, dreiviertel von ihnen sind gegen die „Flaniermeile“. „Viele Geschäftsleute wissen bis heute noch nichts von dem Projekt“, sagt sie. Insgesamt vermissen die Unternehmer offizielle Informationen seitens des Bezirks.
Ohne Parkplätze keine Zukunft
„Wir wünschen uns, mehr einbezogen zu werden“, sagt Holger Weiss, Mitinhaber von Augenoptik Bernstiel. Für die Geschäftsleute ist eins klar: Ohne ausreichend Parkplätze im Dorfkern sehen sie die Zukunft des Einzelhandels gefährdet. „Viele unserer Kunden kommen nach Volksdorf, gerade weil sie hier in Nähe der Geschäfte parken und entspannt einkaufen können“, sagt er. Insgesamt empfinden die Unternehmer die Zahl der vorhandenen Parkplätze jetzt schon als zu gering. Wenn sie weiter eingeschränkt wird, befürchten sie, dass die Kunden in Einkaufszentren in der Umgebung ausweichen.
„Eigentlich ist hier in Volksdorf alles vorhanden, was einen lebendigen Ortskern ausmacht“, sagt Frank Reinholdt, Inhaber des gleichnamigen Bestattungsinstituts. „Es wäre schön, wenn Geld in die Hand genommen wird und zum Beispiel die Fußwege in Ordnung gebracht werden.“
Einige der Geschäftsleute haben die Gelegenheit genutzt, an Informationsveranstaltungen des Planungsbüros teilzunehmen. „Es war interessant, aber wir durften jeder nur eine Frage stellen“, so Weiss. Sie hätten aber gerne mehr Fragen gestellt.
Ihr Ziel: Weiße Rose erhalten
„Die ‚Weiße Rose‘ ist ein funktionierendes System und wir befürchten, dass das zerstört werden könnte“, sagt Heiko Böhmermann. Es gibt hier viele inhabergeführte Geschäfte, die alle überleben und ihre kaufkräftige Kundschaft halten wollen. Und bei den Geschäftsleuten besteht Sorge, dass sich der Ortskern verändert, wenn zum Beispiel Ketten hier eröffnen und die alteingesessenen Geschäfte verdrängen.
Böhmermann stimmt darüber hinaus Reinholdt zu und wünscht sich ebenfalls, dass das Vorhandene instand gesetzt wird, statt ein neues Projekt zu starten. Mehrfach hätten sie auf Missstände wie beschädigte Gehwegplatten und andere Stolperfallen hingewiesen, ohne dass etwas passiert sei. Am liebsten wäre es den Geschäftsleuten, wenn das Projekt „Flaniermeile Volksdorf“ gestoppt wird. (str)
Last modified: 29. September 2021