Nach monatelangem Homeschooling werden Lernlücken geschlossen
ALSTERTAL/ WALDDÖRFER Vor dreieinhalb Wochen hatten Homeschooling und Wechselunterricht ein Ende: Alle Kinder durften endlich wieder gleichzeitig in die Schule kommen. In den letzten Wochen der Sommerferien haben Freiwillige kostenlos die Möglichkeit, Lernrückstände, aber auch Verzögerungen in der persönlichen Entwicklung aufzuholen.
Von Anja Krenz
Während die meisten Schüler sechs freie Wochen vor sich haben, sind es bei anderen nur etwas mehr als vier. Denn auf sie warten am Ende der Sommerferien die sogenannten Lernferien. An acht bis zehn Tagen vorm regulären Beginn des neuen Halbjahres am 5. August bieten die Schulen Lernförderung in den Hauptfächern an – an den Grundschulen Deutsch und Mathematik, an den weiterführenden Schulen kommt noch Englisch hinzu. Schon in den Sommerferien 2020 haben fast 7.000 Schüler freiwillig in der Schule gebüffelt, um versäumten Unterrichtsstoff nachzuholen. In den vergangenen Märzferien waren es sogar mehr als 10.000 Schüler. Schulsenator Ties Rabe: „Diese erfreulich hohe Nachfrage bestärkt uns erneut darin, die Lernferien in den Sommerferien 2021 fortzusetzen.“ In der Regel bestreiten Kooperationspartner das Angebot, das einen Ausgleich für die Corona-bedingten, zum Teil erheblichen Lernrückstände schaffen soll. An der Stadtteilschule Meiendorf haben sich Lehrer bereiterklärt, ihren Urlaub vorzeitig abzubrechen, um ihren Schülern den Anschluss zu ermöglichen. Schulleiter Stefan Möller: „Unsere Erfahrung ist ganz eindeutig, dass die Akzeptanz bei den Schülern dadurch viel größer ist als bei externem Personal.“ Wie werden die Lernferien in Hamburgs Nordosten gestaltet? Wir haben an drei Schulen nachgefragt:
Stefan Möller, Schulleiter Stadtteilschule Meiendorf
Alle Schülerinnen und Schüler können teilhaben. Die Kurse in den Fächern Deutsch, Mathe und Englisch werden von unseren Lehrern gegeben. Die kommen dafür früher aus ihren Ferien und werden bezahlt. Es ist so viel einfacher, sehr gezielt zu fördern und zu unterstützen, weil die Kollegen wissen, worauf es ankommt. Übergabegespräche entfallen, das Material muss nicht angefordert werden und die Qualität ist gesichert. Wir werben bei den Kollegen dafür, sich freiwillig zu melden und 15 Stunden pro Kurs in einer Woche zu geben. Mindestens fünf haben sich gemeldet, jedes Hauptfach in den Stufen fünf bis 12 ist besetzt.
Gunnar Hümme, Schulleiter Schule Redder (Grundschule): Wir bieten am Ende der Ferien acht Tage Lernferien an – statt dreimal 45 Minuten dreimal 60 Minuten pro Tag, in den Fächern Deutsch und Mathe. Aber es geht auch ums Miteinander, da viele in der Pandemie wirklich gelitten haben – sozial und emotional. Die gilt es wieder aufzubauen. Sowohl für die Kleineren als auch für unsere Kinder mit Migrationshintergrund machen wir Angebote, über die man spielerisch ganz besonders die Sprache fördert. Man geht z. B. mit den Kindern einkaufen und schnippelt dann gemeinsam Obstsalat. Bei uns machen das nicht die Kollegen, sie brauchen nach den letzten Monaten dringend Urlaub.
Katrin Brandenburg, stellv. Schulleiterin Carl-von-Ossietzky-Gymnasium (CvO), Poppenbüttel:
Nach Rücksprache mit dem Elternrat bieten wir in den letzten zwei Wochen Lernferien mit externen Kooperationspartnern an. Wir werden uns jetzt überlegen: Wie starten wir wieder? Wie können bei Schülern Lernlücken geschlossen werden? Wie schaffen wir es, dass alle Schüler wieder mental gut ankommen und in die Klassengemeinschaft reinrutschen? Das ist für uns mindestens genauso wichtig, wie die Lernrückstände konzeptionell und konsequent anzugehen. Wir müssen die Schüler, für die es wirklich eine schwierige Zeit war, abholen!
Last modified: 23. Juni 2021