Heimat-Echo-Redakteur tritt gegen Ex-Fußballprofi Stefan Schnoor an
POPPENBÜTTEL Laut einer neuen Studie der Technischen Universität München haben rund 40 Prozent aller Erwachsenen in Deutschland seit Beginn der Corona-Pandemie durchschnittlich 5,6 Kilogramm zugenommen. Besonders betroffen sind die Altersgruppen der 30- bis 44-Jährigen und 50 bis 55-Jährigen. Um diesem negativen Trend etwas Sportliches entgegenzusetzen, bietet der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) wieder mehr Prüfungen zum Deutschen Sportabzeichen an.
Im August ging Veronika Rücker (51), DOSB-Vorstandsvorsitzende, mit gutem Beispiel voran und ließ sich auf der Sportanlage des SC Poppenbüttel erfolgreich prüfen. Um die Attraktivität des Sportabzeichens weiter zu steigern, folgte Ende September vor laufenden RTL-Kameras die Premiere des ersten Deutschen Sportabzeichen-Duells zwischen einem Profi und einem Amateur. Einander gegenüber standen sich Heimat-Echo Sportredakteur Sebastian Conrad (53) und Ex-Fußballprofi Stefan Schnoor (50, u.a. HSV und VfL Wolfsburg). Im Heimat-Echo gibt Conrad Einblicke in das vermeintlich ungleiche Duell.
Von Sebastian Conrad
Es ist 15 Uhr als ich die Sportanlage in Poppenbüttel betrete. Unsere Prüfer, der 83-jährige Herbert Schacht und sein Team erwarten uns bereits. Wenige Minuten später erscheint mein Gegner: Stefan Schnoor, der mit 277 Einsätzen in der Fußball-Bundesliga dekoriert ist. Auch wenn der letzte Profieinsatz des ehemaligen Sportdirektors vom VfB Lübeck einige Jahre zurückliegt, verrät sein Körper noch sein Können: Innenverteidiger und „Sechser”. Außerdem hält er sich mit Gewichten und dem einen oder anderen Freizeit-Kick fit.
Nach einer 15-minütigen Aufwärmrunde wird es ernst: 50 Meter sprinten. Während ich die beste Position im Startblock suche, schaue ich nach rechts zu Stefan. Er schmunzelt. Dann knallt es auch schon hinter uns und wir geben Gas. Hinter der Ziellinie stoppt die Uhr für Stefan unter 8 Sekunden. Gold! Mit 8,1 Sekunden reicht es auch bei mir für das begehrte Aurum. Stefan ist zufrieden: „Mehr kann man nicht erwarten.”
Die 3000 Meter werden später nachgeholt
Während wir zur Weitsprunggrube umziehen, gibt mein Duell-Partner dem RTL-Team ein erstes Interview. Profi halt. Dann bin ich an der Reihe, wobei ich lieber in meiner Konzentration bleiben würde. Mir ist klar, dass es in der nächsten Disziplin noch schwerer wird, Stefan zu schlagen – allein durch seine rund zehn Zentimeter mehr an Körpergröße. Egal! Mein Ziel sind vier Meter. Ich bleibe knapp unter meinen Möglichkeiten, Stefan aber auch. Wir müssen beide mit Silber vorlieb nehmen. Es fängt an zu regnen und wir beschließen, dass wir die 3000 Meter zu einem späteren Zeitpunkt gemeinsam nachholen. „Ich kann nur an alle Sportlerinnen und Sportler appellieren: Trainiert mehr und regelmäßiger als ich es tue!”, so der Profi.
Beim Kugelstoßen habe ich dann meinen Meister gefunden. Stefan stößt die Kugel trotz Regen auf über acht Meter. Sein zweites Gold! Ich bleibe mehr als einen Meter hinter seiner Weite und begnüge mich mit Bronze.
Der Regen wird stärker und es folgt Stefans Paradedisziplin: Schleuderball.
Nach seinem ersten Versuch verstehe ich, warum Bundesligaprofis Einwürfe bis in den Strafraum schleudern. Selbst die Prüfer springen zur Seite, als der Ball nach mehr als 40 Metern auf dem Boden aufschlägt. Mir reichen drei Versuche zwischen 28 und 32 Metern zu Silber. Nach einem „isotonischen Bier” fasst Herbert Schacht die zurückliegenden 90 Minuten noch einmal zusammen: „Ihr habt eure Aufgabe gut gemeistert. Der Profi ist auf Goldkurs, für den Amateur sollte es für Silber reichen”, so Schacht. Vorausgesetzt, dass wir bis Ende November die 3.000 Meter unter 20:20 Minuten laufen. „Das habe ich zuletzt vor 15 Jahren gemacht”, ergänzt Stefan. Diese Antwort motiviert mich, denn ich werde bis dahin weiter trainieren und möglicherweise habe ich zumindest auf der Langstrecke eine kleine Chance gegen den Profi. Und wenn nicht – auch gut. Alle Duelle haben richtig Spaß gemacht und die Herausforderung, gegen einen Profi anzutreten, habe ich gerne angenommen – insbesondere, wenn er Stefan Schnoor heißt.
Last modified: 19. Oktober 2021