Andreas Page fackelte nicht lange und half
LEMSAHL-MELLINGSTEDT Andreas Page ist ein wahrer Retter in der Not. Als ein zehnjähriges Mädchen in die Alster stürzte, fackelte der 43-Jährige nicht lang und zog sie aus dem Wasser. Jederzeit würde er wieder so handeln und sagt bescheiden: „Ist doch kein großes Ding gewesen.“
Von Florian Büh
„Ich erinnere mich noch gut. Es war am Montag und ich war mit meiner Frau hier spazieren“, sagt Andreas Page während er den Treudelberg jenseits der Auto-Sackgasse in Richtung Alster entlang schlendert. „Es war sonnig und trocken. Meine Jungs waren bei der Oma.“ Eigentlich wollte der 43-Jährige ein wenig die Ruhe genießen. Doch dann kamen zwei Frauen und ein Junge auf ihn zugelaufen und riefen aufgeregt: „Da ist ein Mädchen im Wasser und ruft um Hilfe“. Andreas Page reagierte sofort. „Ich bin dann einfach losgelaufen, den Trampelpfad herunter Richtung Wasser“, so der Tischler. Kurz darauf sieht er weiter unten ein Mädchen: „Die Beine im Wasser, die Jacke nass. Ihre Freundin panisch weiter oben.“
Instinktiv springt Page den relativ steilen und rutschigen Abhang herunter, will dem Mädchen helfen. Doch er kommt nicht zu ihr, ohne selbst abzurutschen. Dann sieht er einen dicken Ast: „Ich habe mich daran festgehalten und ihr meine Hand nach unten gereicht. Daran konnte sich das Mädchen nach oben ziehen.“
Die Gefahren: vorerst gebannt. Kurz darauf sind auch schon die Martinhörner von Feuerwehr und Polizei zu hören, die jemand alarmiert hatte. Doch die Retter stehen an Zäunen, haben mehrere hundert Meter Fußweg vor sich. „Drei Polizisten waren dann da, haben sich später noch bedankt. Für mich war das aber keine große Sache“, so Page, der seit 2003 in Lemsahl-Mellingstedt wohnt und aus Mecklenburg-Vorpommern stammt. Er wolle kein großes Aufsehen darum machen. „Mir ist wichtig, dass man sich gegenseitig hilft. Dafür mache ich gerne Werbung. In diesem Fall aber, habe ich gar nicht darüber nachgedacht.“ Helfen liegt ihm im Blut. Der Vater von zwei Söhnen war in seiner Heimat Mitglied einer freiwilligen Ortsfeuerwehr.
Die Alster, am Unfalltag vermutlich um die fünf Grad kalt, ist weder tief noch schnellfließend an der Stelle. Dennoch ist es kein Gelände, um hier ohne Erwachsene zu spielen, findet auch der Vater des geretteten Mädchens: „Eigentlich wusste sie, dass sie hier nicht spielen soll. Daher gab es zu Hause auch eine Belehrung. Doch vor allem sind wir froh, dass alle es heil überstanden haben“, so der Familienvater, der anonym bleiben möchte. Seine Tochter, die am Unfalltag panische Angst hatte, ist ebenso dankbar wie die gesamte Familie: „Wir möchten ein großes Dankeschön loswerden. Auch wenn in diesen Zeiten immer wieder von Solidarität viel die Sprache ist: Es ist großartig, wenn jemand keine Mühen scheut, sich schmutzig macht, um wirklich zu helfen.“
Last modified: 9. April 2021