Fabian M. rettete Senior vor Verlust von 40.000 Euro
SASEL / VOLKSDORF Fast jeden Tag ist davon zu hören oder jede Woche zu lesen: Immer wieder bringen Kriminelle zumeist ältere Menschen mit Täuschungsmanövern um ihr Geld. Schon wieder wäre es fast passiert. Doch ein Taxifahrer aus dem Alstertal konnte das verhindern.
Von Florian Büh
Der Tag startete für Taxifahrer Fabian M. eigentlich wie immer. Unter anderem stand eine Tour in Sasel an: „Mir kam das von Anfang zwar komisch vor. Aber ich habe mir nichts weiter dabei gedacht“, so der 35-Jährige. Was war passiert? Ein 89-Jähriger wollte zur Sparkasse am Saseler Markt – und wieder zurück nach Hause fahren. „Ich sollte so lange im Auto warten“, erklärt Taxifahrer M. Kurz darauf läuft sein Fahrgast aufgeregt aus der Filiale und ruft: „Wir müssen nach Volksdorf. Die haben hier nicht genügend Geld.“ „Ich habe bemerkt, wie sehr der Mann unter psychischem Druck stand. Daher habe ich während dieser Fahrt ein wenig nachgehakt, was denn los sei“, erinnert sich Fabian M.
Der Senior erzählte: „Meine Enkelin hatte einen Verkehrsunfall. Jemand wurde schwer verletzt. Nun soll sie eine Kaution von 40.000 Euro zahlen, sonst müsste sie ins Gefängnis. Es stimmt alles. Ich habe mit dem Polizisten gesprochen.“ Taxifahrer Fabian M. kam das jedoch von Anfang an seltsam vor, irgendwie unseriös.
„Doch es gab auch immer wieder ein Argument, warum es angeblich doch stimmen könnte“, so Fabian M. beim Gespräch mit dem Heimat-Echo. „Daher habe ich ihn während der Fahrt immer weiter ausgequetscht. Fast hätte ich es selbst sogar geglaubt“, so der 35-Jährige.
Noch auf der Fahrt zur zweiten Sparkasse klingelte das Telefon des Rentners: „Wieso soll ich dem Taxifahrer nichts erzählen“, hört Fabian M. und ahnt: Hier stimmt etwas gewaltig nicht. „Mir war klar, dass hier Betrüger am Werk sind. Ich habe den Mann gebeten, einmal genau über alles nachzudenken“. Kurz darauf rief Fabian M. die Polizei und nahm damit merklich Druck von dem 89-Jährigen. „Sein Gesicht entspannte sich, als ich die Polizei über den Notruf 110 anrief.“
Polizei ist nach Anruf schnell zur Stelle
Dann ging alles ganz schnell: „Bitte bleiben Sie, wo Sie sind und bitte bei dem Mann. Wir sind auf dem Weg“, hörte der Taxifahrer. Wenig später trafen die Polizisten ein. Kurz zuvor hatte der Rentner auf Geheiß seines Chauffeurs bei seiner wirklichen Enkelin angerufen. Dann bestätigt sich der Verdacht des Betrugs: Der Enkelin geht es gut, einen Unfall gab es nicht. Für Taxifahrer Fabian M. war das Thema mit dem Eintreffen eines Streifenwagens erledigt. Nach 40 Minuten realem Krimi im Alstertal.
Dass Taxifahrer Fabian M. so aufmerksam reagiert hat, kam
auch bei der Polizei sehr gut an. Großes Lob gab es von Poppenbüttels Polizeichef Jan Fedkenhauer, der auch für Sasel und Volksdorf zuständig ist. Kontakt zu dem Senior hatte Taxifahrer Fabian M. bislang nicht mehr. Aber diese Fahrt und sein 89-jähriger Fahrgast werden ihm noch lange in Erinnerung bleiben. Fabian M. betont: „Ich bin Dienstleister. Mir ist es wichtig, dass es meinen Kunden gut geht. Diesem Mann ging es nicht gut. Also musste ich handeln.“
Die Polizei ermittelt weiter nach den Tätern. Die Beamten rufen ältere Menschen auf, nicht auf derartige Schockanrufe zu reagieren, sondern gleich aufzulegen. Danach sollte man das Gespräch mit der Polizei oder vertrauten Personen suchen. Im Dialog kann man einen solchen Anruf besser verarbeiten, als allein.
Gut zu wissen: In Deutschland ist es eher ungewöhnlich, eine Kaution zahlen zu müssen, um dem Untersuchungsgefängnis zu entgehen. Auch wenn es im Fernsehen oder aus anderen Ländern vielleicht bekannt ist.
Last modified: 11. Mai 2021