Rückgang der Amphibien sorgt auch bei Störchen für Nahrungsnot
ALSTERTAL/WALDDÖRFER Die Bilanz der Hamburger Amphibienwanderung in diesem Jahr fällt zweigeteilt aus: Einerseits wurden über 8.000 Tiere von Ehrenamtlichen bei der Straßenüberquerung gerettet, andererseits bestätigt die Zahl einen generellen Bestandsrückgang. Vor allem Trockenheit und schwindende Lebensräume machen den Amphibien zu schaffen – und das wiederum betrifft aktuell auch den Nachwuchs bei den Störchen.
Von Matthias Damm
Immer im Frühjahr, sobald es nachts feucht ist und die Temperaturen über 5°C steigen, wandern Kröten, Frösche und Molche zu ihren Laichgewässern. Ein gefährlicher Weg, weil er oft über Straßen führt. Ehrenamtliche des NABU in Hamburg bauen dann viele Meter Amphibienschutzzäune auf, zählen die Tiere und tragen sie über die Straße. Julia Glischinski ist Referentin für Moorschutz beim NABU Hamburg und dokumentiert seit mehreren Jahren den dramatischen Bestandsrückgang der Tiere: „In diesem Jahr war der Zeitraum der Amphibienwanderung wetterbedingt sehr lang, von Mitte Februar bis Ende April. Obwohl wir fast 8.300 Tieren einen sicheren Weg über die Straßen bieten konnten, bestätigt die Zahl den rückläufigen Trend, denn 2019 waren es noch knapp 2.000 Tiere mehr.“
Viele Ursachen bedrohen den Bestand
Das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Nahrungskette, denn Amphibien stehen neben Regenwürmern und Schnecken ganz oben auf dem Speiseplan von Herrn und Frau Storch: „Aufgrund der extremen Trockenheit in diesem Frühjahr finden die Störche kaum Nahrung und müssen als notwendige Überlebensstrategie schwächere Störche aus dem Nest werfen“, so Julia Glischinski.
Laut NABU sind eine ganze Reihe von Ursachen für den Bestandsrückgang der Amphibien verantwortlich: Überbauung, Zerstörung und Zerteilung von Lebensräumen und die klimatischen Veränderungen im Zuge des Klimawandels gehören dazu. Julia Glischinski: „In den letzten Jahren fielen auch in Hamburg viel zu wenige Niederschläge. Besonders dramatisch waren die andauernden Frühjahrs-Trockenperioden, viele Laichgewässer sind als Folge ausgetrocknet. Auch der intensive Ackerbau mit dem Einsatz von Pestiziden und die Nitratbelastung von Gewässern haben weitreichende Folgen, weil die Tiere den Giften schutzlos ausgeliefert sind.“ Helfen können laut NABU zum Beispiel der Schutz der bestehenden Lebensräume, eine Aufwertung und Einrichtung von Kleingewässern als Laichgebiete, oder dauerhafte Lösungen an den Hauptwanderrouten mit Tunneln unter den Straßen.
Jeder Gartenbesitzer kann helfen
Für die Gartenbesitzer in den Walddörfern und im Alstertal hat der NABU eine Reihe von Tipps zum Schutz der Amphibien. Dazu gehören der Verzicht auf chemische Dünger und Schädlingsbekämpfer, denn diese Gifte wirken sich unmittelbar negativ auf Amphibien aus.
„Allgemein ist die Anlage eines naturnahen und strukturreichen Gartens eine große Hilfe. Vor allem in der kalten Jahreszeit suchen Amphibien sich einen sicheren Ort zum Überwintern. Alles, was beim Verkriechen hilft, ist gut: Frostgeschützte feuchte Orte, wie Laubhaufen, mit Laub gefüllte Eimer, oder Totholzhaufen. Ein Gartenteich bietet den gefährdeten Amphibien zusätzlich Lebensraum, einen Ort um Laich abzulegen und hilft über den Winter“, rät Glischinski.
Last modified: 8. Juni 2022