Volksdorfs Stadtteilkino ist eine Kultur-Institution
VOLKSDORF Die Koralle ist als Stadtteilkino eine echte Kulturinstitution. Seit 1956 gibt es das Kino. Als es 1999 geschlossen werden sollte, kämpften mehr als 10.000 Bürger für den Erhalt. Die „Stiftung Koralle“ wurde gegründet und 2002 konnte Hans-Peter Jansen sein Kino eröffnen. Jetzt sind die Zeiten wieder schwierig. Aktuell läuft die Vorführmaschine alle 14 Tage ohne Publikum. Damit die Technik nicht „rostet“.
Von Stephanie Rutke
Seit 19 Jahren sorgt Hans-Peter Jansen mit einem abwechslungsreichen Filmprogramm für beste Unterhaltung. Jetzt hat er wie viele Kinobetreiber nur einen Wunsch: Endlich wieder den Projektor einzuschalten und Filme zu zeigen. „Seit November sind wir im Lockdown“, erzählt Jansen. „Im ersten Lockdown hieß es zunächst, dass Kinos schnell wieder öffnen dürfen“, erinnert er sich. Trotz der sowieso vorhandenen Lüftungsanlagen, der Hygienekonzepte, einer reduzierten Platzzahl und leichter Nachvollziehbarkeit durften die Betreiber nicht starten.
Hans-Peter Jansen hat ein Team von sechs Mitarbeitern, drei davon fest angestellt, die übrigen haben Mini-Jobs. Sie sind zurzeit in Kurzarbeit. Regelmäßig arbeiten muss dagegen die Vorführmaschine. „Wir müssen sie alle 14 Tage laufen lassen, das ist eine technische Vorgabe des Dienstleisters“, erklärt Jansen. Da es im Digitalzeitalter aber keine Filmrollen mehr gibt, läuft die Maschine ohne Film. Nur der Projektor wird gestartet, die Leinwand bleibt dunkel. Heute kommen die Filme auf Festplatten und müssen mit einem digitalen Schlüssel frei geschaltet werden.
Um die Vorfreude auf den ersten richtigen Kinotag bei den Filmfans aufrecht zu halten, verkauft das Team der Koralle an jedem Mittwoch und Sonnabend Kinogutscheine und Popcorn. „Der Gutscheinverkauf lief im ersten Lockdown von März bis Juli besser“, so Jansen. In der dunklen Jahreszeit beobachtet er eine gewisse Perspektivlosigkeit bei den Kinofans. Die brauchen sich aber nicht sorgen, denn er selbst ist zuversichtlich: „Die Koralle ist mein persönliches Steckenpferd und es wird sie immer geben.“ Jansen sieht das Kino als Kulturgut und sich selbst als Intendant, der dem Haus mit seinem Programm ein Gesicht gibt. „Selbst Corona kann mich persönlich nicht dazu bewegen, mein Kino zu schließen“, lautet seine Botschaft an die Cineasten.
Hans-Peter Jansen ist mit seinem Kino Mitglied der AG Kino, der Gilde Deutscher Filmkunsttheater. Die Betreiber schlagen den 8. April für den Neustart vor. Dann soll das Filmdrama „Nomadland“ von Chloé Zhao, das bei den Filmfestspielen von Venedig und dem Toronto Premiere feierte, gezeigt werden.
Last modified: 10. Februar 2021