Avantgarde Atelier neben dem S-Bahnhof Hoheneichen
WELLINGSBÜTTEL Glasbläser, Bildhauer, Maler, Gärtner und natürlich Lebenskünstler – Klaus Joachim Rothenberg alias Prinz von Hoheneichen besitzt viele Talente. In einem alten Backsteingebäude neben dem S-Bahnhof Hoheneichen verbindet er Atelier, Galerie und seine Glasblaserei quasi zu einem Gesamtkunstwerk. Zu einem Sehenswerten!
Von Elke Becker
Gelernt hat Achim Rothenberg, der sich den Künstlernamen Giacomo di Monterosso, zugelegt hat, Glasapparatebauer. In seiner zweieinhalb-jährigen Ausbildung an der Uni Hamburg ist ihm dieser unter Umständen sehr biegsame Werkstoff ans Herz gewachsen. Und es ging für ihn anschließend direkt in die Selbstständigkeit. „In den 90er-Jahren waren Wasserpfeifen der Renner,“ erinnert sich der Glas-Spezialist, der die Shishas auch im Straßenverkauf auf dem Kiez anbot. Sonderanfertigungen oder Reparaturen ließen später die Kasse klingeln. Mittlerweile laufen die Geschäfte durch die Corona-Pause eher schleppend.
„Früher kamen viele Schulklassen und Kindergartengruppen in meine Wellingsbütteler Residenz, um mir über die Glasbläser-Schulter zu schauen“, erzählt der selbsternannte Prinz. „Der Titel ist Teil meines Kunstprojektes zur Rettung der Welt“, erklärt er mit einem Augenzwinkern.
Die Kunst als Lebenselixier
Langweilig wird es dem Pseudo-Aristokraten dabei nie. Mittlerweile hat er auch sein Talent als Bildhauer entdeckt und Atelier und Garten neben der idyllischen Bahnstation schmücken zahlreiche seiner ausdrucksstarken Werke. Kunst scheint für den Prinz von Hoheneichen – auf der Geburtstagsfeier hat er sich von seinem damals 80-jährigen Vater kurzerhand zum Ritter schlagen lassen – das Lebenselixier zu sein. Das Kommerzielle steht dabei für ihn absolut im Hintergrund. „Es geht mir vielmehr darum, meiner Haltung durch Kunst – welcher Art auch immer – Ausdruck zu verleihen“, sagt er.
So rief er vor gut zwei Jahren die Aktion „Wir retten jetzt die Welt“ ins Leben. Durch die mentale Kraft der Weltbevölkerung sollte Frieden gestiftet werden. Durch Gedanken Realität erzeugen, fasst es der Erfinder auf seiner Website (www.prinzvonhoheneichen.de) zusammen.
Ein kühner Plan, für den er in den Hamburger S-Bahnzügen mit seiner Sprechkunst Werbung machen wollte. Die 100-Prozent-Wertscheine, die er dabei verteilen wollte, waren bereits gedruckt. Aber Coronabedingt musste dieser Plan vorerst begraben werden. „Ein Künstler tut, was ein Künstler tun muss,“ erklärt er auf den bunten Rettungsscheinen seine Aktion.
Fette Kunst Party 14
Aber die „falschen“ Hunderter dürften möglicherweise bald zum Einsatz kommen. „Ich plane gerade ein Standup-Performance-Programm. Dort werden die Scheine eine Rolle spielen. Die Zuschauer werden Humor brauchen“, verspricht er. Unter dem Motto „Prophezeiung“ gibt es dann ein Potpourri aus A cappella Gesang, Gedichten und Geschichten. Und die Weltrettung bildet dann den großen Höhepunkt der Show, die sich ab sofort buchen lässt.
Das nächste große Rothenberg-Highlight hat dagegen schon einen festen Termin im Kalender: Die Fette Kunst Party, die der Allround-Künstler vor 14 Jahren aus der Taufe gehoben hat. „Da Künstler Betrachter brauchen, wie Fische das Wasser, veranstaltete ich alljährlich nach den Sommerferien eine Ausstellung,“ erklärt der Wellingsbütteler. Am 3. September von 17 bis 22 Uhr zeigen befreundete Künstler ihre Werke, feiern den Sommer, die Kunst und die Musik. Denn wenn Achim Rothenberg gerade nicht seinem Gärtnerjob nachgeht oder Kunst macht, singt er im Männerchor Salia, der sein Kommen zugesagt hat. Noch ein Talent, das ihm schon viel Beifall beschert hat.
Last modified: 17. August 2022