Exklusiv-Interview mit HSV-Fußballprofi Jonas David (21)
VOLKSDORF/BAHRENFELD Bis Anfang November war Jonas David ein echter Dauerbrenner in der 2. Bundesliga. HSV-Trainer Tim Walter setzte von Anfang an auf den jungen Innenverteidiger, der vorerst keine Pflichtspielminute verpasste. Das änderte sich erst, als der U20-Nationalspieler Mitte November im Training einen Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel erlitt. Die Sportredaktion sprach exklusiv mit dem 21-jährigen Einser-Abiturienten aus Volksdorf, der seit 2018 Fußballprofi ist und mit dem HSV im Achtelfinale des DFB-Pokals steht.
Von Sebastian Conrad
Heimat Echo: Herr David, das Wichtigste vorweg: Wie läuft Ihre Genesung und wie geht es Ihnen derzeit?
Jonas David: Es läuft gut. Ich war in den Wochen nach meiner Verletzung viel im Kraftraum mit den Reha-Trainern unterwegs. Derzeit steigern wir von Tag zu Tag das Programm. Insgesamt kann ich sagen, dass es mir kontinuierlich besser geht.
In den letzten TV-Interviews ist mir aufgefallen, dass Sie – auch während Ihrer Verletzungspause – eine positive Ausstrahlung haben. Sind Sie eine Frohnatur?
Es kommt natürlich auf die Situation an. Aber generell gehe ich mit Spaß und Freude an meine Themen heran. Als Profifußballer hat man ohnehin Druck. Umso wichtiger ist es mir, dass ich abseits des Feldes auch Spaß und Zeit zum Lachen habe. Das schafft dann auch eine gewisse Lockerheit, mit den Dingen umzugehen.
Sie haben mit dem Fußballspielen beim Meiendorfer SV begonnen und sind später zu Eintracht Norderstedt gewechselt. Was fällt Ihnen ein, wenn Sie an diese Zeit zurückdenken?
Ich habe damals noch in Volksdorf gewohnt. Der Meiendorfer SV war der Heimatverein, in dem auch viele Klassenkameraden gekickt haben. Wir haben damals auf der Straße oder mit Nachbarn gespielt und irgendwann fragte mich ein Freund, ob ich nicht mal mit zum Training kommen möchte. Ich bin sofort mitgegangen und es hat mir riesigen Spaß gemacht. Damals wurde dort noch auf Grand gespielt. Wir sind nach dem Training im Regen mit matschigen Trikots auf dem Fahrrad nach Hause gefahren. Heute gibt es auch in Meiendorf einen Kunstrasenplatz. Es war trotzdem eine geile Zeit.
Schauen Sie auch heute noch auf der Anlage vorbei und wie fühlt sich das an?
Ja, ab und zu, wenn ich bei meinen Eltern in Volksdorf bin, schaue ich bei meinem Heimatverein vorbei und treffe bekannte Gesichter von früher. Manchmal sprechen mich dann auch Spielerinnen und Spieler an, die mich kennen, ich sie aber nicht (lacht). Es fühlt sich jedenfalls gut an, regelmäßig in die Heimat zurückzukommen.
Bevor Sie einen Platz im Jugendleistungszentrum des HSV erhielten, sind Sie mit 13 als C-Jugendlicher zu Eintracht Norderstedt gewechselt. Wie kam es dazu?
Damals hat mich der Trainer von Norderstedt angerufen. Für mich ging es darum, mich optimal weiterzuentwickeln und gegen die Besten aus Hamburg zu spielen. Das war in Norderstedt möglich, der Schritt hat mir deshalb sehr gut getan. Das Training lief in Norderstedt noch professioneller ab und ich habe die Sache selbst noch ernster genommen. Schließlich bin ich nicht mehr fünf Minuten mit dem Fahrrad zum Training gefahren, sondern rund 40 Minuten mit dem Bus oder meine Eltern haben mich gebracht. Ich wusste: Wenn ich diesen Schritt gehe, dann geht es nur mit vollem Einsatz.
Wenn Sie die Tagesabläufe von damals und heute miteinander vergleichen, worin bestehen die größten Unterschiede?
Rückblickend frage ich mich auch manchmal, wie ich das damals alles hinbekommen habe (lacht). Wir waren in der Regel von 8 bis 15.30 Uhr in der Schule, haben uns danach an der U-Bahnstation ein paar Brötchen geholt und dann ging es auch schon zum Training. Und wenn ich um 20.30 Uhr zu Hause war, musste ich natürlich noch Hausaufgaben machen oder für Klausuren lernen, um meinen Abschluss zu schaffen. Wir hatten damals kaum Freizeit abseits des Fußballplatzes. Als Profifußballer ist das heute insofern anders, als wir die wenige freie Zeit besser strukturieren und effizienter nutzen. Dabei verfolge ich als Profi das Ziel, auch die Ruhephasen zu nutzen, um im Training topfit zu sein und am Wochenende im Spiel auf den Punkt da zu sein.
Sie haben in der Jugend unter anderem mit Fiete Arp und Josha Vagnoman zusammengespielt. War der 2000er Jahrgang eine gute Auslese?
Ja, ich denke schon, dass wir eine gute Truppe zusammen hatten. Dazu zählten auch Ogechika Heil, der jetzt in Holland spielt oder Lukas Pinckert und Tobias Knost, die derzeit in der 3. Liga spielen. Zu dem Team gehörten auch unsere Trainer Christian Titz und später in der U17 Bastian Reinhardt, die uns sehr gefördert und an uns geglaubt haben. Heute freuen wir uns miteinander und gratulieren, wenn es bei einem der ehemaligen Mitspieler gut läuft.
Welcher Ihrer Trainer, war Ihr größter Förderer?
Da möchte ich Christian Titz hervorheben, da ich unter ihm meine ersten Schritte als Profi gemacht habe. Und heute natürlich Tim Walter, der mir in diesem Jahr viel Vertrauen geschenkt hat, welches ich auch weiterhin auf dem Platz zurückzahlen möchte. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis.
Mittlerweile sind Sie an der Seite von Kapitän Sebastian Schonlau Stammspieler in der Innenverteidigung. Wie eingespielt und gesetzt ist diese Kombination – abgesehen von Ihrer derzeitigen Verletzung?
Wir haben uns gut eingespielt. Ich bin aber kein Freund davon, von „gestandenen Spielern“ zu sprechen. Ich bin noch jung und möchte mich in jedem Spiel, in jeder Einheit neu beweisen. Das ist mein Anspruch und mein Ehrgeiz. Nur so verdienen wir uns jedes Mal neu, dann auch im Spiel wieder auf dem Platz zu stehen.
Wenn der HSV demnächst etwas zu feiern hätte, wo würden Sie mit Ihren Mannschaftskollegen und möglicherweise der einen oder anderen Spielerfrau hinfahren?
Ich komme aus Volksdorf und der Stadtteil ist wirklich schön, aber gefeiert habe ich dort noch nie. (lacht) Ich gehe grundsätzlich nicht viel aus, aber den Sommer genieße ich zum Beispiel gerne am Elbstrand. Da ließe sich bestimmt auch ein bisschen feiern.
Last modified: 1. Dezember 2021