Auch Anwohner in anderen Stadtteilen kämpften gegen die Wassermassen
SASEL Erst sechs Wochen ist es her, dass der Wiesenweg und angrenzende Straßen nach einem Starkregenereignis unter Wasser standen. Bei dem heftigen Gewitter am vergangenen Freitag führten die Regenmassen erneut zu einer Überlastung der Kanalisation, sodass Straßen und Grundstücke in kürzester Zeit geflutet wurden.
Von Anja Krenz
Der Grund für das erneute Hochwasser sei, erklärt Wiesenweg-Anwohnerin Miriam Prehn, dass es bei Starkregen einen Rückstau am Kanalisationsauslass in den Wellingsbütteler Grenzgraben gebe. „Dadurch sprudelt das Wasser aus den Gullis der umliegenden Straßen nach oben, sammelt sich und läuft dann auf die Grundstücke.“
Beim letzten Unwetter am 6. August waren einige Gebäude gänzlich von den Fluten umschlossen worden. Bevor die zumeist älteren Anlieger ihre Häuser verlassen konnten, musste die Feuerwehr erstmal das Wasser abpumpen. Regelmäßig werden bei Starkregen die Gullideckel durch das von unten nachdrückende Wasser herausgehoben. Hamburg Wasser habe sie fixiert, da „im Zweifel jemand in der Kanalisation verschwinden und ertrinken kann.“
Eine „Gefahr für Leib und Leben“ sei auch ein dort befindlicher Starkstromkasten, der bei Überflutungen „jedes Mal ganz knapp Unterkante Oberlippe“ stehe. Es müssten dringend bauliche Maßnahmen am Regensiel, am Graben und am Rückhaltebecken Blakshörn umgesetzt werden, fordern Miriam Prehn und andere Betroffene.
„Land unter“ auch in anderen Stadtteilen
„Land unter“ hieß es auch in Poppenbüttel, Bergstedt und Wohldorf-Ohlstedt. „Ich hatte vier Zentimeter Wasser in allen sechs Kellerräumen stehen. Bemerkt habe ich das erst, als ich etwas aus dem Gefrierschrank holen wollte. Bis zum Mittag habe ich etwa 200 Liter aufgefeudelt. Als ich nicht mehr konnte, habe ich meinen Sohn angerufen, der zum Glück eine Stunde später da war. Er hat bestimmt nochmal 600 Liter aufgewischt und die Auslegeware herausgenommen. Woher das Wasser kam, ist unklar. Es ist jedenfalls nicht von draußen reingelaufen. Zum Glück war der Schaden nicht so groß, weil ich nach dem Ahr-Hochwasser intuitiv schon Sachen hochgestellt hatte. Morgen bekomme ich einen Entfeuchter, den ich im Internet bestellt habe. Denn alle Bautrockner zum Verleihen waren bereits weg“, erklärt Rentnerin Ute Mielow-Weidmann (74) aus dem Carsten-Meyn-Weg in Poppenbüttel.
In Bergstedt sah sich Vertriebsmitarbeiter Mathias Grundei (53) mit einem geplatzten Rücklaufrohr im Keller seines Mehrfamilienhauses konfrontiert. „Als auch der E-Keller mit Hauptverteiler, Sicherungskästen und Stromableser volllief, haben wir die Feuerwehr gerufen, die ihn dann leergepumpt hat. Bis sie eintraf, haben wir zu Viert Wasser geschippt, das natürlich immer nachlief. Der Hausmeister und ein Klempner haben das dann zum Stillstand bringen können“, so der 53-Jährige. Sechs Stunden haben er und seine Mitstreiter gegen das Wasser gearbeitet.
Bei Konrad Klasen (36) sprudelte das Wasser aus dem Gully des Waschkellers. „Es dauerte keine zehn Minuten, bis der komplette Keller, etwa acht Zentimeter hoch, vollgelaufen war. Ein Nachbar unterstützte mich mit einer zweiten Pumpe. Irgendwann funktionierte auch der Gully wieder, sodass das Wasser ablaufen konnte. Den Rest haben wir aufgewischt. Da wir erst im Dezember umgezogen sind, musste ich ein paar Bücher, die in Umzugskartons lagerten, wegschmeißen.“
Behörden wurden vielfach informiert
Die Anwohner der betroffenen Straßen Wiesenweg, Am Pfeilshof, Grootmoor, Am Grenzgraben oder Curt-Goetz-Straße in Sasel haben die zuständigen Ämter schon vor langer Zeit auf die Problematik aufmerksam gemacht.
Unterstützt werden sie von Dennis Thering (CDU), der Mitte August vor Ort war: „Ich sehe die Stadt in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass die Straßen nicht überschwemmt werden“, sagt er. Er befürworte die Vorschläge der „engagierten Anwohner“, zum Beispiel den Pegel des Rückhaltebeckens um etwa 20 Zentimeter abzusenken.
Last modified: 18. September 2021