Singen, sprechen, schauspielern
POPPENBÜTTEL Mit dem Weihnachtsmärchen Dornröschen im Altonaer Theater fing alles an – in diesen Tagen feiert die Schauspielerin Marion Elskis aus Poppenbüttel ihr 40-jähriges Bühnenjubiläum. „Eigentlich sollte ich eine kaufmännische Ausbildung machen“, erinnert sich die erfolgreiche Hamburgerin. Glücklicherweise nahm das Schicksal einen anderen Lauf.
Von Elke Becker
„Ich habe gleich gemerkt, dass das Reisebüro nix für mich ist und hab mich einfach in der Hamburger Musicalschule beworben,“ erinnert sich die 62-Jährige. Und obwohl die Aufnahmeprüfungen schon gelaufen waren, durfte ich vorsprechen. Der Startschuss für eine außergewöhnliche Karriere war gefallen. Im TV kennt man die zierliche Frau aus vielen Serien wie Großstadtrevier, Soko Wismar und der Comedyserie Jerks.
„Die Zusammenarbeit mit dem Produzenten und Schauspielkollegen Christian Ulmen war einfach fantastisch,“ erzählt Marion Elskis bei unserem Gespräch im Café Neumann. „Er nimmt sich selbst kein bisschen wichtig und lässt seinen Akteuren viel Freiraum bei der Interpretation ihrer Rollen. Die Drehs zu der Sitcom mit ihm und Fahri Yardim haben richtig viel Spaß gemacht.“
Boy-Gobert-Preis für Drei Schwestern
Noch lieber als Fernsehen spielt Marion Elskis jedoch Theater. „Live ist es einfach am schönsten“, schwärmt die Mutter von zwei erwachsenen Kindern. Sie kann es beurteilen! Marion Elskis spielte über 30 Hauptrollen an diversen Theatern. Über 250 Mal glänzte sie als Marina in „Frau Müller muss weg“ in der Komödie Winterhuder Fährhaus. Für die Rolle der Irina Tschechows in Drei Schwestern wurde sie mit dem Boy-Gobert-Preis ausgezeichnet.
Die Arbeit am Theater liegt der Hamburgerin aus vielen Gründen sehr am Herzen. Aktuell gehört sie zu einem Ensemble, das das Schicksal von Hans Litten auf die Bühne bringt. Und die steht in diesem besonderen Fall häufig in verschiedenen Gedenkstätten. Für die Realisierung und die Aufführung hat sich Marion Elskis jahrelang stark gemacht. Das Stück zeichnet das Schicksal des Rechtsanwalts aus Halle (Saale) nach, der in einem Prozess Anfang der 1930er-Jahre Adolf Hitler bei einer Befragung mit brisanten Fragen in die Enge trieb.
Kurz nach der Machtergreifung nimmt Hitler dafür Rache und lässt den Anwalt verhaften. Eine schmerzhafte Reise durch verschiedene Konzentrationslager folgt. „Ich spiele die Mutter Irmgard, die vergeblich versucht, ihren Sohn zu retten,“ erzählt die Schauspielerin, die selbst jüdische Wurzeln hat. Anschließend finden für Schulklassen Workshops statt, um das politische Stück aufzuarbeiten. „So wird dieses historische Thema auch für die Jugend lebendig und besser greifbar.“
Mit Herbst sechs Wochen in den Charts
Neben ihrem schauspielerischen Talent hat Marion Elskis, die mittlerweile in Hamburg und Berlin lebt, sich vor allem durch ihre Stimme einen Namen gemacht. „Musik hat mich immer begleitet“, erzählt sie, „mein Titel ‚Herbst‘ war sogar sechs Wochen in den Charts.“ Und als sie über ihre Band Scarborough erzählt, kommt die Künstlerin richtig ins Schwärmen. Erst in der Corona-Zwangspause nahm sie eine neue Single auf. Die Inspiration zu ‚Sehnsucht‘ lächelte sie während einer Zugfahrt an. Ein attraktiver, jüngerer Mann flirtete charmant mit ihr und gab ihr beim Aussteigen sogar seine Karte. „Dieser Song ist eine Gefühls-Schublade für mich, die ich immer wieder aufziehe, um diese Sehsuchts-Schmetterlinge in mir freizusetzen.“
Zum Stichwort Stimme lässt sich bei Marion Elskis übrigens noch ein weiteres, interessantes Kapitel aufschlagen. Seit Jahrzehnten arbeitet sie als Synchronsprecherin. Die Liste der Filme, bei denen sie anderen Frauen ihre Stimme leiht ist lang. Ihren wohligen Mezzosopran kennt man vor allem aus der kultigen US-Sitcom „King of Queens“. Da spricht sie Nicole Sullivan, die die Hundesitterin Holly Shumper spielt. Aber auch als Protagonistin von Comedy-Serie „Rita rockt“ sowie „Disjointed“ wird die amerikanische Schauspielerin und Komikerin von Marion Elskis synchronisiert. Sogar Sandra Bullock lieh die Hamburgerin schon einmal ihre Stimme.
„Ich schätze diese Arbeit sehr, aber im Synchron-Studio bleibt kein Raum für eigene Interpretationen. Ich passe mich dem Tempo und dem Rhythmus des Originals an,“ zieht sie Resümee. „Auf der Bühne bin ich frei. Da kann ich mich ausleben, da kommen meine Emotionen mit ins Spiel. Und dann fühle ich mich in einer Rolle wirklich wohl.“ Eine immer wieder herausfordernde Arbeit, die Marion Elskis auch nach 40 Jahren noch riesigen Spaß macht.
Last modified: 21. Dezember 2022