VOLKSDORF Ein Wiedersehen mit Humphrey Bogart, Jeanne Moreau und Dirk Bogarde, mit dem neuen und dem alten Hollywood und italienischem Kino: Die Reihe der Filmklassiker im Koralle-Kino verspricht ein abwechslungsreiches Frühjahrsprogramm.
Von Marius Leweke
„Ich bin zuversichtlich, dass wir an frühere Erfolge anknüpfen“, sagt Christian Maintz. Der in Volksdorf aufgewachsene Autor und Filmwissenschaftler wählt seit mehr als zehn Jahren die Leinwandklassiker aus und begleitet die Vorstellung mit einer kurzen Einführung. In den vergangenen beiden Jahren litt die Kinobranche bekanntlich unter der Pandemie. Gerade das eher ältere Publikum der Klassiker-Reihe blieb zurückhaltend. „Ich glaube aber, viele Leute kommen jetzt wieder, um das Filmerlebnis gemeinsam auf der großen Leinwand zu erleben“, so Christian Maintz im Gespräch mit dem Heimat-Echo.
Von Truffaut bis Jan-Ole Gerster
Für die kommenden Wochen hat der Experte mit Bedacht ein breit gefächertes Sortiment an Filmen ausgewählt. „Es ist eine Mischung vom populären Hollywood-Klassiker wie „Haben und Nichthaben“ mit Humphrey Bogart bis zu „Oh Boy“, dem Film, den Jan-Ole Gerster als Abschlussarbeit an der Filmhochschule drehte“, so Maintz, der darauf Wert legt, nur Filme zu zeigen, „die ich selbst auch mag“. Ein weiteres Kriterium: Die Filme sollen zum Publikum passen. Gewalt- und Actionstreifen kommen in der Koralle nicht so gut an. „Beliebt sind Filme, die man lange nicht gesehen hat oder nur bei Arte im Spätprogramm laufen.“
Mit seinen einführenden Worten – „nie länger als eine Viertelstunde“ – stimmt der Filmwissenschaftler die Besucher auf die Vorführung ein. Er erzählt zum Beispiel vom Regisseur, von den Produktionsbedingungen oder wie sich im Film der Zeitgeist der Epoche widerspiegelt, in der er entstand. „Ein Film wie ‚Harold und Maude‘, den wir am 20. April zeigen, erzählt eine Liebesgeschichte in einer ungewöhnlichen Konstellation, die ohne die Hippiezeit kaum denkbar war.“ Auch Themen wie Filmmusik sind ihm wichtig – wie die Songs von Cat Stevens für „Harold und Maude“. Und: „Es wird nicht gespoilert.“
Kino als Gemeinschaftserlebnis
Natürlich gehört zu der vom Kulturkreis Walddörfer geförderten Reihe auch das Erlebnis Kino im Unterschied zum heimischen Wohnzimmer. „Zusammen im Dunklen auf einer großen Leinwand einen Film anschauen ist unvergleichlich“, so Maintz. Die Gemeinschaft der Kinogänger enger zusammen bringen will nun auch ein Fan der in der Regel alle 14 Tage stattfindenden Klassiker-Abende. Der Ohlstedter Jörg Schumann hat einen lockeren Zusammenschluss von Filmfreunden zusammen getrommelt, die sich vor den Aufführungen zum Plaudern über den Film treffen. Sein „Cineastenclub“ im Koralle Bistro steht jedermann offen und ist als eine Art Stammtisch zum Austausch gedacht. Ob man sich auch nach dem Film treffen kann, hängt von dessen Dauer ab; denn das Bistro schließt regulär um 22 Uhr.
Bleibt noch die Frage an Christian Maintz, was eigentlich sein ganz persönlicher Lieblingsfilm ist. Der Filmfreund überlegt einen Moment. Das hänge viel von der aktuellen Stimmung ab, sagte er, ehe er sich entscheidet. „‘City Lights‘ von Charlie Chaplin, die wundeschöne Liebesgeschichte vom Tramp und dem blinden Blumenmädchen.“
Last modified: 7. April 2022