Herbert Schacht empfängt Bahnradlegende Kristina Vogel in Poppenbüttel
POPPENBÜTTEL Er ist ein Routinier des deutschen Sportabzeichens. Doch wenn Herbert Schacht (82) eine zweifache Olympiasiegerin und elffache Weltmeisterin zu Gast hat, dann ist sogar er aufgeregt.
Von Jonas Conrad
Für die Dokumentationsreihe „Eine Reise durch Sportdeutschland“, vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), reisen die ehemalige Bahnradfahrerin Kristina Vogel und DOSB Präsident Alfons Hörmann durch verschiedene deutsche Städte. Immer auf der Suche nach einer guten Story haben sie bei „Mr. Sportabzeichen“ – Herbert Schacht vom SC Poppenbüttel – Halt gemacht. Der 82-Jährige nimmt seit 30 Jahren das Sportabzeichen ab, rund 300 Sportlerinnen und Sportler kommen bei ihm jährlich ordentlich ins Schwitzen. Kristina Vogel ist das Vorbild für alle Bahnradfahrer. Die 30-Jährige hat alle Titel gewonnen, die man gewinnen kann. Zwei Mal Olympisches Gold und Bronze, elf Weltmeistertitel und 21 nationale Titel. Im Juni 2018 hatte Kristina Vogel einen Unfall, der ihr Leben veränderte. Bei einer Trainingseinheit stürzte sie schwer und ist seitdem querschnittsgelähmt. Doch sie bleibt stark, engagiert sich in der Politik, tritt regelmäßig in Talkshows auf und ist ein Vorbild für viele Menschen. Besonders für die, die ebenfalls mit einem schweren Schicksal und dessen Folgen leben müssen.
Wegen Corona fiel offizielle Ehrung aus
Eigentlich wollte Herbert Schacht vom SC Poppenbüttel Kristina Vogel am 16. März 2021 das Sportabzeichen verleihen. Das Ganze sollte von einem professionellen Kamerateam gefilmt und Ende 2021 in der Dokumentation „Eine Reise durch Deutschland“, gezeigt werden. Die aktuellen Corona-Regeln machten dem leider einen Strich durch die Rechnung. „Um offiziell das deutsche Sportabzeichen verleihen zu können, brauche ich meine Helfer auf dem Sportplatz“, erklärt Herbert Schacht und bedauert, dass Kristina Vogel an diesem Tag kein Sportabzeichen mit nach Hause nehmen konnte. Die beiden machten aber das Beste aus der Situation und absolvierten vor laufender Kamera eine Trainingsstunde für das Abzeichen. „Es ist eine große Ehre, dass Kristina Vogel ihr Sportabzeichen bei mir machen wollte“, erzählt Schacht. „Ich war zudem sehr nervös, weil ich noch nie eine so herausragende Sportpersönlichkeit trainiert habe. Außerdem war es neu für mich, dass alle Disziplinen mit dem Rollstuhl absolviert werden mussten.“
Die Sportlerin des Jahres 2018 erreichte im 100 Meter Sprint sowie im Kugelstoßen das Abzeichen in Bronze, im Koordinationsparcours in Gold und über die 1500 Meter Ausdauerdisziplin verpasste sie knapp Silber. Sportass Herbert Schacht zeigt sich sichtlich beeindruckt: „Das Sportabzeichen hätte Kristina Vogel mit Sicherheit geschafft. Auch das Schwimmen hätte sie locker gemeistert.“
Nach mehreren Stunden auf der Sportanlage Tegelsbarg endete der Tag für Kristina Vogel und Herbert Schacht mit einer Tasse Kaffee. „Es hat mir unglaublichen Spaß gemacht, mit so einer jungen, freundlichen und vor allem sportlichen Dame trainieren zu dürfen“, sagt Herbert Schacht.
Und es stehen weitere Ereignisse ins Haus. „Im August freue ich mich dann, DOSB-Präsident Alfons Hörmann erneut begrüßen zu dürfen, der Sportler beim Sportabzeichen begleitet und ihnen anschließend die Urkunden überreicht.“
Last modified: 29. März 2021