Rahlstedt: Kunst im Tunnel. Happening gegen unbeleuchtete Unterführungen

Kunst im Tunnel. Mehr Licht! Ein Happening, das aufhellt

Es ist in jeder Hinsicht unterirdisch für Fußgänger und Radfahrer. Wer die viel befahrene, vierspurige B75 zwischen Rahlstedt und Tonndorf überqueren will, muss durch einen fast 40 Meter langen Tunnel – und tappt total im Dunkeln. Keine Lampe erleuchtet den Weg an der Wandse zwischen der Kreuzung Scharbeutzer Strasse und Am Pulverhof.

Ein verkommener Ort. Die überschmierten Graffitis schmücken ihn längst nicht mehr. Jeder Schritt, jede Maus im trockenen Laub erzeugt Geräusche, die sich zu undefinierbaren Echos mischen und in die Passanten dringen.

„Stockfinster, gruselig, bedrückend, gefährlich ist das. Als Frau mag ich da allein auch tagsüber nicht gerne durchgehen“, sagt Susanne Erdenkäufer, die in der Nähe der Unterführung wohnt. Aber sie muss durch, wenn sie Richtung Pulverhofspark will. Eine Überquerung mit Ampel gibt es nicht.

Die KulturWerkerin und Künstlerin bringt jetzt Licht ins Dunkel. Um auf die düstere Situation aufmerksam zu machen, initiierte Erdenkäufer das Projekt „Kunst im Tunnel. Mehr Licht!“ und gewann das KulturWerk Rahlstedt als Mitveranstalter sowie Künstler und Anwohner als Unterstützer. Vom 16. bis 19. Februar bespielen sie den dunklen Durchgang mit Licht, Kunst und Musik von Electro bis Klassik. Sie greifen die unheimliche Atmosphäre auf und zeigen, wie es schöner und sicherer sein könnte.
Täglich von 17 bis 18 Uhr, Sonntag ab 12.30 Uhr (Geigen)Konzerte, Ausstellungen, Aktionen. Programm unter www.kulturwerk-rahlstedt.de

Inmitten aller Erhellungen und der Neon-Schwarzlicht-Malerei der Künstlerin Beate Udelhoven ertönen beeindruckende akustische Dimensionen:

Die elektronische Komposition aus Geräuschen „The Future“ des SingerSongwriters Johnny Latebloom spiegelt das Erleben in diesem „Darkroom“ wider und bringt das Unterirdische zum Beben. Die Raps von Johnny Schewski „Gegend“ und „8“, machen auch Jüngeren klar, was abgeht. Und die Geigen des Duos „Cosmo Broosch“ greifen auf ihre Weise die Töne des Tunnels auf und verzaubern ihn.

Zu hören sind auch die „Durchgänger“. Ihre schauderhaften Worte hallen als Impro-Schauspiel nach. Beeindruckend auch: Die Bewohner der „Weißen Villa“ im Pulverhofpark vom Verein „Leben mit Behinderungen“, bringen ihre Nicht-Sicht mit Bildern zum Ausdruck. Um Beleuchtung bemühten sie sich bisher vergebens.
Die Verantwortlichen bringen kein Licht ins Dunkel. Der „Pulverhof“ ist seit der Bandenkriegs-Schießerei auf Autos im Januar stadtweit bekannt. Der unbeleuchtete Tunnel liegt wenige Meter davon entfernt. Die im Dunkeln sieht man nicht.

Zum Kunstprojekt kann man sich trauen. Denn an dem Wochenende ist alles fantastisch erleuchtet. Wer eine UV-Taschenlampe mitbringt, erlebt ungeahnte Überraschungen. Mit Sicherheit!

Donnerstag 16. bis Sonntag 19. Februar, kostenlos
Programm www.kulturwerk-rahlstedt.de
Google-Daten: https://goo.gl/maps/hgBUsTrvxRV56HYy9
Mit-Veranstalter: KulturWerk Rahlstedt, Boizenburger Weg 7