Nicht nur für Kinder: Auch Erwachsene können auf Gut Wulfsdorf lernen
GUT WULFSDORF Man hört schon von Weitem das aufgeregte Geschnatter der Schulausflugsgruppe im kleinen Wäldchen vor dem Gut Wulfsdorf. Der Fußweg vom U-Bahnhof Buchenkamp zum Grünen Klassenzimmer ist für die Altonaer Schulklasse schon so voller Wiesen, Wald, Kühen und Vögeln, wie viele es sonst vielleicht nur im Urlaub erleben. Hier draußen an der Grenze Hamburgs ist es der optimale Platz für ein interessantes Projekt – nicht nur für Kinder: Jeder ist herzlich willkommen.
Von Matthias Damm
„Wo sind wir hier?“, fragt ein Mädchen. „Ihr seid hier auf dem Gut Wulfsdorf, einem Bio-Bauernhof mit Tierhaltung und Landwirtschaft. Das heißt: Wir zeigen euch heute den Hof und ihr seht zum Beispiel, wo die Milch herkommt, wie man Karotten erntet und wie lecker Brot aus unserer Holzofenbäckerei schmeckt,“ klärt Cornelia Wegner die aufgeregte Gruppe auf. Sie ist zertifizierte Naturpädagogin und organisiert mit ihrem Team die Hofführungen. Das Ziel ist, das Gut Wulfsdorf ganzheitlich zu erleben, das heißt mit dem Kreislauf aus pflanzen, säen, ernten und verarbeiten. Über 200 Veranstaltungen werden pro Jahr durch den Initiativkreis Gut Wulfsdorf e.V. angeboten.
Mit Selbstgeerntetem macht Kochen Spaß
„Natürlich sind wir mit den Gruppen meistens draußen unterwegs. Aber seit der Renovierung des alten Wasserturms vor zwei Jahren können wir das Grüne Klassenzimmer als Aufenthaltsort anbieten und sind wetterunabhängig. Und wir haben nun auch die Möglichkeit, dass sich die Kinder aus dem vom Feld mitgebrachten Gemüse eine Mahlzeit kochen. Das ist für die allermeisten eine ganz neue Erfahrung,“ sagt Cornelia Wegner und ergänzt: „Sie müssen eine Schulklasse mal erleben, wenn sie aus den selbst geernteten Kartoffeln leckere Kartoffelpuffer macht. Herrlich!“
Vom Melkstand bis zur Butterstulle
Etwa vier Stunden ist eine Schülergruppe auf dem Hof unterwegs, wobei das Programm je nach Alter und Anforderung individuell gestaltet werden kann. Manche Klassen treffen sich hier zum Beispiel eine Woche lang täglich im Rahmen eines Projekts „Ökologische Landwirtschaft“, andere erleben Tierhaltung „Vom Melkstand bis zur Butterstulle“, oder „Vom Korn zum selbstgemachten Müsliriegel“.
Jetzt stehen wir bei den Schweinen. „Wer isst gern Salami?“ Fast alle Hände gehen hoch. „Hier kommt sie her.“ Da werden die Augen groß, denn das bedeutet, dass dieses Schwein dort vor ihnen nächste Woche geschlachtet wird. Einigen merkt man an, dass das erst mal sacken muss, alle wissen nun: Dies ist kein Streichelzoo.
Auf einem Hof gibt es viele Geräusche
Mittlerweile ist die Schulklasse aus Altona im Kuhstall angekommen. Alle Eindrücke sind neu, und die werden jetzt ganz intensiv erlebt. „Bitte stellt euch mal entlang dem Futtertrog auf, macht die Augen zu und seid mal für zwei Minuten ganz still,“ sagt Cornelia Wegner, „und dann zählt in Gedanken, wie viele unterschiedliche Geräusche ihr hört.“ Die Lehrerin steht ein wenig abseits und wundert sich, dass selbst der Klassen-Clown mal nichts zu melden hat. Es ist erstaunlich, wie positiv die Kinder auf solche Erfahrungen reagieren, weit weg von Computerspielen und Alltagsstress.
Das Grüne Klassenzimmer ist gut gebucht, aber Cornelia Wegner wünscht sich, dass gerade die Schulen im direkten Umfeld mehr Interesse zeigen, gerne auch bei älteren Jahrgängen und für Projekttage mit anspruchsvoller Thematik. Auch Erwachsene sind herzlich willkommen.
Last modified: 18. Februar 2021