LEMSAHL-MELLINGSTEDT Seit 21 Jahren ist Hans-Jürgen von Appen 1. Vorsitzender des Heimatbunds. Der kommunikative ehemalige Bankkaufmann kennt im Stadtteil „Gott und die Welt“, verhandelt unerschrocken mit der (Lokal-) Politik und vernetzt die Anwohner mit beliebten und gut besuchten Traditionsveranstaltungen.
Seit 1974 lebt Hans-Jürgen von Appen mit seiner Frau Helma am Ödenweg. Als der Heimatbund Ende der 1990er-Jahren anfragte, ob er nicht helfen wolle, wurde er zunächst Schriftführer und klaubte, wo immer er es fand, Material über den Stadtteil zusammen. Mittlerweile füllt sein Archiv, das neben Postkarten, Fotos oder Karten auch ein fast 150 Jahre altes Katasterbuch enthält, ein deckenhohes Regal in seinem Arbeitszimmer. Seit dem Jahr 2000 leitet er als 1. Vorsitzender die Geschicke des Vereins, der sich unter anderem der Heimatpflege und dem Naturschutz verschrieben hat: „Wir spenden an den NABU und haben bestimmt schon 40 Bänke im Wittmoor und in Lemsahl-Mellingstedt aufgestellt.“ Kostenpunkt pro Stück: etwa 700 Euro. Auch andere Institutionen würden bei Bedarf unterstützt. Zudem sammeln Mitglieder in jedem März Müll im Stadtteil auf. Einmal im Jahr wird außerdem das Ehrenmal am Schulteich Redderbarg gesäubert, und am Volkstrauertag wird der Kriegstoten beider Weltkriege gedacht, indem der Verein zusammen mit der freiwilligen Feuerwehr einen Kranz niederlegt und der Bläserchor der Jubilate-Kirche dazu aufspielt.
Veranstaltungen weithin bekannt
Nicht zu vergessen sind die Veranstaltungen, die über die Stadtteilgrenzen hinaus bekannt sind: Das Schweinelotto im Dezember, das eigentlich ein Bingo ist, und der Kinderfasching, den es seit Februar 1970 gibt, finden „in normalen Zeiten“ im großen Saal vom Gasthaus Offen statt. Die Betreiber sind nämlich selbst Mitglieder und dem Verein daher sehr verbunden. Auch das alljährliche Osterfeuer am Muusbarg mit Schmalzbroten und Grillwürsten ist eine Attraktion. Vieles musste wegen der Pandemie ausfallen. Die vom Verein geplante 750-Jahrfeier des Stadtteils wurde von diesem September auf den 24. bis 26. Juni kommenden Jahres verschoben. Noch ist unklar, ob das diesjährige „Singen unterm Tannenbaum“ kurz vor Weihnachten am Dorfplatz ausgerichtet werden kann.
2021 warten große Umbrüche auf den Verein, denn im April wird der 79-Jährige sein Amt abgeben. Ein Nachfolger ist bislang nicht in Sicht. „Viele trauen sich nicht, mit der Politik zu reden“, wundert sich der Noch-Vorsitzende, der sich regelmäßig mit Lokalpolitikern und Bezirksamtsleitern zusammengesetzt hat, um die Belange des Stadtteils zu erläutern. So hat der Verein dafür gesorgt, dass die Mellingburger Schleuse nach der Sanierung wie früher aussehen und das neue Quartier am Fiersbarg kleiner als geplant ausfallen wird, dafür jedoch die Spechtort-Siedlung entstanden ist. „Wir haben geschafft, dass die dort nicht so hoch bauen, dass aber dennoch Mietraum für die nicht so gut Bemittelten entsteht.“ Menschen, die dort hinzögen, merkt er kritisch an, sollten sich im Vorwege über Schulwege und Fluglärm informieren. Für seinen Verein wünscht er sich, „dass er vernünftig weitergeführt wird, sonst läuft alles auseinander.“ Der Zusammenhalt sei sehr wichtig, betont von Appen. „Bei unseren 13 Veranstaltungen kommen die Leute ins Gespräch. Das ist der Grund, warum wir das machen.“
Last modified: 3. September 2021