Poppenbütteler Firma maßgeblich beteiligt
ST. PAULI/POPPENBÜTTEL Es ist ein landschaftsarchitektonisches Pionierprojekt mitten in unserer Stadt: die Aufstockung und spektakuläre Begrünung des Bunkers an der Feldstraße auf St. Pauli. Jetzt haben Landschaftsgärtner aus Poppenbüttel die ersten Bäume in 50 Meter Höhe gepflanzt. Wissenschaftler begleiten das Projekt und sehen im grünen Bunker ein Vorbild für die Klimaanpassung von Großstädten weltweit.
Von Matthias Damm
Der Bunker St. Pauli wandelt sich in den kommenden Monaten zu einer gigantischen Naturoase. In bis zu 58 Meter Höhe entstehen auf den fünf
neuen pyramidenartigen Geschossen mehr als 7.600 Quadratmeter Grün- und Gemeinschaftsflächen sowie 1.700 Quadratmeter begrünte Fassaden. Nun haben die Landschaftsgärtner von Hildebrandt GaLa-Bau in Poppenbüttel mit der Bepflanzung begonnen: Mit einem Kran wurden drei Bergkiefern und ein Säulenwacholder auf der zweiten der neun Ebenen an der Südwestseite gepflanzt. Die jeweils drei Meter hohen, schon 15 bis
20 Jahre alten Gehölze, sind die ersten von 4.700 Pflanzen und weiteren 16.000 Stauden, die bald im Stadtgarten hoch über den Dächern Hamburgs
wachsen. Als Pflanzerde werden 2.000 Kubikmeter speziell für den Standort entwickeltes Substrat benötigt, das bei einem sehr geringen Eigengewicht besonders viel Wasser aufnehmen kann.
Ausgeklügelte Bewässerung
Es sind sorgfältig ausgewählte Pflanzenarten, die vor allem im nordeuropäischen und alpinen Raum beheimatet sind und Frost, Hitze und Sturm in mehr als 50 Meter Höhe aushalten: Obstbäume, Waldkiefern, Felsenbirnen, Zoeschner Ahorn, Lorbeer-Kirsche, Stechpalme, Feldahorn, Efeu und Rosenstöcke gehören dazu. Ein nachhaltiges, temperaturgesteuertes Be- und Entwässerungskonzept nutzt unter anderem das Regenwasser und reduziert die normalerweise dem öffentlichen Siel zufließende Menge um gut 75 Prozent.
Das Interesse an der einzigartigen Umgestaltung ist groß. Landschaftsarchitekten und Umweltplaner sehen im grünen Bunker St. Pauli ein richtungsweisendes Leuchtturmprojekt für die ökologischen Herausforderungen, denen sich besonders internationale Millionenmetropolen bei Hitzewellen, Dürren, Starkregen und Luftverschmutzung jetzt stellen müssen. Eine der drängendsten Fragen: Wie kann die Erhitzung der Großstädte gestoppt werden? Um die Effekte einer Begrünung exakt belegen zu können, sind im gesamten Bunker rund 80 Sensoren installiert, die über fünf Jahre Daten zum Beispiel zu Niederschlag, Temperatur, Luftfeuchte und Windgeschwindigkeit ermitteln.
Barrierefreier Bergpfad
Die Arbeiten am künftig ebenfalls bepflanzten, barrierefreien Bergpfad, der allen Besuchern kostenfrei zur Verfügung stehen wird, kommen voran: Der 330 Meter lange, fünf Meter breite Weg beginnt ebenerdig beim heutigen Haupteingang an der Nordseite und führt rundherum an den Außenfassaden entlang hoch zum Dachgarten.
Last modified: 16. November 2022