Erntezeit auf dem Erdbeerhof Glantz in Delingsdorf
ALSTERTAL/ WALDDÖRFER Keine Viertelstunde hinter der Stadtgrenze liegt das Eldorado der Erdbeer-Liebhaber: Bei Glantz in Delingsdorf reichen die kniehohen Erdbeerreihen bis zum Horizont. Rund 400 Saisonarbeiter aus Polen und der Ukraine pflücken hockend ab Sonnenaufgang bis in den Nachmittag hinein. Ein anstrengendes Geschäft…
Von Anja Krenz
Ein Erdbeerfeld am Ammersbeker Joostredder morgens um neun. Die Pflücker haben beim ersten Tageslicht mit der Arbeit begonnen, nun stehen sie essend, trinkend und plaudernd beieinander. Nach der Frühstückspause schnappt sich jeder einen sogenannten Wagen – niedrige Gefährte mit Rädern, alle bestückt mit zwölf Pappschalen für die reifen roten Früchtchen und einem kleinen Eimer für den Ausschuss. „Man muss die Erdbeeren pflücken, denn sonst werden sie schimmelig und stecken die anderen an“, erklärt Diedrich Untiedt, Glantz-Neffe und Außenvertriebsleiter in Delingsdorf.
Jeder Pflücker nimmt sich eine Reihe vor und befüllt hockend oder knieend das Wägelchen, das er vor sich herschiebt. Bernadetta Kostka aus Polen kommt seit 18 Jahren auf den Erdbeerhof Glantz nach Delingsdorf. „Acht bis zehn Stunden“, sagt sie, sei sie auf dem Feld – „viele Erdbeeren, viele Stunden.“ Auch im nächsten Jahr möchte sie wiederkommen. Alle Saisonarbeiter sind auf dem Gelände untergebracht und werden verpflegt – morgens mit geschmierten Brötchen, mittags kommt warmes Essen von einem Lieferdienst.
Die Erdbeeren wachsen auf 60 Hektar Nettofläche um Delingsdorf herum. Dafür wird Erde zusammen mit einem Bewässerungsschlauch mit Folie ummantelt, in die für jede Pflanze ein Loch gestochen wird. Bei Bedarf wird das Wasser mit Dünger versetzt, gespritzt werden die Erdbeeren gar nicht, sodass sie vorm Verzehr nicht gewaschen werden müssen. Zwei bis drei Jahre dürfen die Pflanzen tragen, dann wird das gepachtete Feld abgeräumt und im Folgejahr vom Eigentümer mit Getreide bestellt. Die Folie geht zurück zum Hersteller und wird recycelt.
Ernte zwei Wochen im Rückstand
Wegen des kalten Frühjahrs begann die Ernte etwa zwei Wochen verspätet. „Wenn jetzt die Sonne kommt, holt die Natur alles wieder auf“, sagt Untiedt. Aktuell sind es die Sorten Magnum und Dahli, die flugs gepflückt werden müssen, weil die späten Sorten schon blühen. Wie hoch die Ernte in diesem Jahr ausfallen wird, lässt sich noch nicht abschätzen. Fest steht aber, dass 25 Tonnen für das Frostlager vorgesehen sind. Davon werden fünf Tonnen gefriergetrocknet und zermahlen. Aus dem Rest werden Produkte hergestellt, die das ganze Jahr über auf dem Hof im Glantz-Markt angeboten werden. Selbstpflücker haben diverse Erdbeerfelder zur Auswahl. Infos dazu unter www.delingsdorf.glantz.de/ „Selbstpflückfelder“. Kleiner Tipp: besser Mitte der Woche kommen – da hat man wenig Trubel, viel Natur und noch mehr reife Erdbeeren…
Erdbeerhof Glantz, Hamburger Straße 2a, 22941 Delingsdorf, www.delingsdorf.glantz.de
Enno Glantz, 1944 geboren, übernahm den Delingsdorfer Betrieb 1972 von seinem Vater. 1991 konnte er den größten Teil des großelterlichen Guts in Hohen Wieschendorf bei Wismar zurückkaufen. Seitdem pendelt der Chef zwischen der Ostsee und dem Erbpachthof in Delingsdorf.
Über die wechselvolle Familiengeschichte hat er zusammen mit der Autorin Heike Weiberg ein Buch geschrieben: „Glantz Zeiten“, ISBN 978-3-7690-0763-3, 16,90 Euro
Last modified: 17. Juni 2021