Viele Mieter sind seit 50 oder 60 Jahren hier – die Warteliste ist lang
WOHLDORF-OHLSTEDT Wer hierher kommt, der kommt, um zu bleiben. Der Campingplatz Haselknick hat mit seinem Standort im Naturschutzgebiet Rodenbeker Quelle direkt an der Alster nicht nur eine fantastische Adresse, sondern mit Michael Smeddinck (60) auch einen Betreiber, der seinen Gästen den Aufenthalt zum echten und nachhaltigen Erlebnis macht.
Von Elke Becker
„Seit Ende der 1940er-Jahre gibt es am Haselknick 77 diesen einmaligen Campingplatz“, erzählt der Hamburger Gastronom Michael Smeddinck, als wir uns in seinem gemütlichen Restaurant „Zum Haselknick“ auf einen Kaffee treffen. Mit dem Platz hat Michael Smeddinck auch das Haselknick-Café übernommen. Einst nur eine kleine Hütte mit großen Veranda-Anbauten hat er es über die Jahre zu einem gut florierenden Ausflugsziel ausgebaut. In der urigen Gaststube bollert bereits der gusseiserne Kamin-ofen und unterstreicht den wahrhaft rustikalen Charme der Holzhütte. An den Wänden erzählen die leicht verblassten Fotografien von der Geschichte des Platzes und den vielen (Promi) Gästen, die hier einen Einkehrschwung machten.
„Der Haselknick ist der erste Campingplatz in Hamburg, der in der Nachkriegszeit eröffnet wurde – natürlich für Zelte“, weiß der Pächter. Über die Jahre hat sich der Haselknick allerdings zum Dauercampingplatz entwickelt und es stehen hauptsächlich Campingwagen auf der Anlage. Viele Familien aus der Stadt haben hier ihre Parzelle und genießen im Urlaub und an den Wochenenden die Natur und die Freizeitmöglichkeiten, die das Naturschutzgebiet bietet. Dass einige Mieter 50 oder sogar 60 Jahre lang hier ihre Einheit gepachtet haben, ist keine Seltenheit. So gibt es aktuell keine freien Plätze und die Warteliste ist lang.
Wer trotzdem schon einmal Campingluft schnuppern möchte, besucht das Restaurant. Nicht nur für Spaziergänger ist der Biergarten neben der großen Freizeitwiese zum beliebten Treffpunkt geworden, auch die Anwohner schätzen die außergewöhnliche Atmosphäre. „Es gibt einige Stammtischgruppen, die sich hier regelmäßig treffen. Sylt hat die Sanibar, Hamburg hat den Haselknick“, scherzt Michael Smeddinck.
Lecker und legendär: die Currywurst
Sehen und gesehen werden ist aber nicht der einzige Grund, der die vielen Gäste auf das idyllische Gelände lockt. Die Speisekarte ist saisonal geprägt und klein, aber die Gerichte immer ein Genuss! Berühmt und berüchtigt ist die Haselknick Currywurst. Die Würste – es gibt Kalb und Schwein – werden seit fast 25 Jahren bei einem Schlachter in Henstedt-Ulzburg extra für Michael Smeddinck hergestellt. Qualität, die sich auszahlt und Gäste aus ganz Hamburg begeistert.
„Und früher war hier noch mehr los“, erinnert sich Dauercamper Egon (83) aus Wellingsbüttel. Ursprünglich als Zeltplatz mit fast 70 Parzellen konzipiert, musste der Platz vor einigen Jahren verkleinert werden. „Angeblich wegen drohenden Überschwemmungen durch die Alster“, erzählt er und schüttelt den Kopf.
Egon kommt aus Wellingsbüttel und gehört seit über 50 Jahren zur eingeschworenen Gemeinschaft. Natürlich kennt er jeden und hilft, wenn es technische Probleme gibt, etwas kaputt gegangen ist oder nach einem Sturm mal wieder aufgeräumt werden muss. Bei Egon ist man mit allen Problemen immer an der richtigen Adresse.
„Unsere Kinder sind am Haselknick quasi groß geworden“, erzählt er. „Es gab Kindergeburtstage, zu denen alle Mädchen und Jungen vom Platz eingeladen wurden. Da kamen schon mal 100 Kinder zusammen.“ Mittlerweile ist Egon Rentner und kommt auch unter der Woche zum Haselknick – und zwar zu Fuß, er läuft die neun Kilometer lange Strecke! Seine Frau kommt nicht mehr ganz so häufig mit. Sie bleibt auch gerne mal zu Hause.
Last modified: 20. April 2022