Franziska Hoppermann will für den Bezirk Wandsbek in den Bundestag einziehen
BERGSTEDT Sie ist 38 Jahre alt und leitende Regierungsdirektorin in der Justiz-Behörde. Ihr durchschnittlicher Arbeitstag hat 15 Stunden. Sie ist Mutter eines 14-jährigen Sohnes und verheiratet mit einem Kirchenmusiker. Sie ist Katholikin und Sängerin. Seit 2004 ist die CDU-Politikerin Franziska Hoppermann Mitglied der Wandsbeker Bezirksversammlung und strebt nun in den Bundestag.
Von Anja Krenz
Die Parteizugehörigkeit wurde ihr praktisch in die Wiege gelegt – schon der Großvater, einst das jüngste Bürgerschaftsmitglied, war in der CDU, ihre Eltern ebenso. Weil die Kombination aus christlichen Werten, Eigenverantwortung und wirtschaftlicher Ausrichtung sie überzeugt hat, trat Franziska Hoppermann mit 16 in die Junge Union ein, ein Jahr später wurde sie CDU-Mitglied. „Ich fühle mich richtig in der Union, weil es darum geht, so viel zu erwirtschaften, dass wir denen helfen können, die Hilfe brauchen. Und die Menschen zu befähigen, sich um sich selbst zu kümmern und für sich zu sorgen“, erklärt Hoppermann.
Eigenverantwortlich handeln
Die aktuellen Corona-Hilfen findet sie trotzdem absolut richtig und geboten: „Wenn der Staat den Menschen ihre Arbeit verbietet, dann muss er auch dafür aufkommen!“ Ihr ist wichtig, „nicht zu bevormunden und zu eigenverantwortlichem Handeln zu animieren.“ Bei einigen Themen seien Reglementierungen hingegen nötig, da Appelle und Eigenverpflichtung manchmal nicht ausreichten, zum Beispiel aktuell bei der Frauenquote in Aufsichtsräten oder 2008 bei der Einführung des Rauchverbots in der Gastronomie.
Autofreie Zone: „Ein Romantikprojekt“
Die Verkehrsberuhigung im Volksdorfer Ortskern hält die Bergstedterin für ein „Romantikprojekt“. Und sie stellt fest: „Die meisten Senatoren wohnen in Innenstadtnähe.“ Da könne man ohne Auto leben. „Das kann ich in Duvenstedt allerdings nicht. Mit einem kranken Kind aus Lemsahl ohne Auto zu einem Arzt zu kommen, ist fast nicht denkbar.“
Für das Alstertal und die Walddörfer brauche es andere Rezepte, und die Ideologie, die in der City funktioniert, könne man nicht „eins zu eins auf hier draußen übertragen.“ Die Mobilitätswende in den Außenbezirken erfordere gut erreichbare Schnellbahnhaltestellen, vernünftige Radwegverbindungen zwischen den Stadtteilen und – gerade für die Älteren – On-Demand-Angebote. „Wenn der 375er in Volksdorf nur einmal die Stunde im Kreis fährt, lädt das nicht zum Umstieg ein.“ Die Trassen für eine Erweiterung des U- und S-Bahnnetzes, sagt sie, seien lange freigehalten worden, inzwischen aber überbaut. „Wenn man ehrlich ist, sind Busse keine attraktive Alternative zum Auto. Was verlässlich schnell ist, muss die Bahn sein. Aber das ist verpasst worden.“ Eine Erschließung des Wandsbeker Nordens ginge nur noch unterirdisch, und das sei aus ihrer Sicht „nicht im Entferntesten in Planung.“
Als Mutter legt sie Wert darauf, ihren Sohn morgens zu sehen. Inzwischen ist er so groß, dass sie ihn sogar abends noch zu Gesicht bekommt. Um für ihn ansprechbar zu sein, wechselt sie sich mit ihrem Mann ab und arbeitet an zwei Nachmittagen in der Woche von zu Hause aus. „Kinder verhätscheln, bis sie ausziehen, ist nicht so meins“, sagt sie. „Mein Sohn kann kochen und waschen.“ Als Politikerin fand sie das Lokale immer reizvoll, „weil wir gemeinsam viel erreichen, was man direkt sieht.“ Nach 16 Jahren freut sie sich jetzt dennoch auf eine „andere Herausforderung“, auf die sie „sehr neugierig“ ist. Vorgeschlagen von Dennis Thering, einstimmig nominiert vom Kreisvorstand der CDU Wandsbek, entscheiden nun demnächst die im Bezirk Wandsbek wohnenden CDU-Mitglieder, ob sie auf der Landesliste landet. Dann sei für sie die Wahrscheinlichkeit schon sehr hoch, in den Bundestag einzuziehen, sagt Hoppermann. Worauf sie ihren Fokus legen möchte, steht fest: Haushalt und Finanzen, Wirtschafts- oder Verteidigungspolitik. Das vorrangige Ziel in der kommenden Legislatur muss ihrer Meinung nach sein, „die Wirtschaft wieder anzukurbeln und die Arbeitslosenquote so niedrig wie möglich zu halten, um den Menschen ihre Existenz zu sichern.“ Für die rund 22 Sitzungswochen, die die künftige Bundestagesabgeordnete in Berlin verbringen wird, muss sich ihre Familie umstrukturieren. „Dann werden mein Mann und ich uns wochenweise aufteilen“, so Hoppermann. Sie ist überzeugt: „Das kriegen wir schon hin!“
Last modified: 13. Januar 2021