Anja Krenz holt sich Tipps vom Experten rund ums Beet
POPPENBÜTTEL Seit Ende 2016 lebe ich in meinem Großelternhaus – in dem Stadtteil, in dem ich großgeworden bin. Der Garten ist für mich, die Garten-Anfängerin, immer noch eine Herausforderung. Zeit, dass mir ein Profi mal über die Rasenkante schaut.
Von Anja Krenz
Ich besuche Helge Masch, Leiter des Botanischen Sondergartens in Wandsbek. Ich möchte wissen, was ich Ende März im Garten tun und lassen sollte. „Das Laub auf den Beeten lässt man liegen. Es ist das ‚Gold im Boden‘, weil es zu Humus wird“, erklärt mir Masch. Ich hätte es demnächst abgesammelt – aus Mitleid mit den darunter austreibenden Pflanzen und weil es unordentlich aussieht. Doch besser eine Schicht aus Blättern, als womöglich Torf zu benutzen, der nicht nur laut Masch ein „No-Go“ ist: Er stammt aus Mooren und die wiederum sind die besten Kohlendioxidspeicher der Welt. Ich lerne: Beim Kauf von Blumen- oder Pflanzerde unbedingt darauf achten, dass sie torffrei ist! Viele Bau- und Gartenmärkte bieten inzwischen solche Produkte, auch in Bio-Qualität, an.
Nächstes Thema: Kompost.
„Last call!“, sagt Helge Masch. Wer vorausschauend im Herbst sein Schnittgut gesammelt und geschichtet hat, sollte spätestens jetzt den Kompost sieben, auf den Beeten verteilen und mit einer Harke nur leicht einarbeiten, da sonst unter Luftabschluss unerwünschte Gärungsprozesse einsetzen und Mikroorganismen absterben könnten. Leider gehöre ich zu denjenigen, die ihre Gartenabfälle in die Bio-Tonne werfen oder, wenn es mal ganz viel ist, zum Recyclinghof bringen. So lautet mein erster Vorsatz fürs neue Gartenjahr: Kompost ansetzen!
Der zweite Vorsatz: einen kleinen Nutzgarten anlegen. Helge Masch gibt mir einen Schnellkurs. Zum Vorkultivieren wird die Saat in Anzuchterde gesetzt. „Das ist wichtig, weil sie nährstoffarm ist. Man würde ja auch kein Baby mit fettem Schweinebraten und Grünkohl füttern.“ Diese Erklärung leuchtet sogar mir ein, und ich erfahre nebenbei, dass dieses Vorgehen die Wurzelbildung anregt. Als Behältnis eignen sich Pflanzpaletten oder leere Eierkartons und -schalen. Das ist allerdings etwas für Feinmotoriker mit Geduld, denn die Eierschalen müssen von der Haut, der sogenannten Eimembran, befreit werden, weil es sonst Schimmel geben kann. Wer dazu Zeit und Lust hat, setzt die gesäuberten Eierschalen, unterwärts mit einem Loch versehen, wieder in den Eierkarton und befüllt sie anschließend mit der nährstoffarmen Erde für Pflanzenbabys. Die Samen werden rund einen Zentimeter tief versenkt und mit Erde bedeckt. Dann ab auf die Fensterbank und immer schön feuchthalten!
Ist die Saat aufgegangen, das heißt haben sich zwei Keimblätter gebildet, ist Zeit fürs Pikieren. Die Pflänzchen werden vorsichtig ausgraben und einzeln in etwas größere Töpfe umgesetzt, damit sie Platz zum Wachsen haben. Dafür sticht Profi Masch mit einem Pikierstab ein Loch und versenkt den Sämling dergestalt, dass nur die Keimblätter aus der Anzuchterde gucken, denn das, was ich für einen Stängel halte, gehört zur Wurzel… Später sollen die Sämlinge noch mal umgetopft werden, und dann gibt’s für sie auch die erste feste Nahrung in Form von mineralischem Dünger. Wie viel?“, frage ich. „Nach Packungsanweisung!“, antwortet Masch trocken.
Einkaufsliste:
– Anzuchterde
– Pflanzpaletten (oder in der kommenden Woche viel Rührei essen und Häutchen pulen…)
– Gemüsesaat
Last modified: 30. Juni 2021