Nick Wilder zu Gast
POPPENBÜTTEL Bali, Puerto Rico, Japan, die Malediven, Marokko oder Kapstadt – Nick Wilder hat als Arzt auf dem ZDF-Traumschiff die ganze Welt gesehen. Jetzt kann der bekannte Schauspieler auf seiner persönlichen Reise-Karte noch einen weiteren Ort hinzufügen: Hamburg-Poppenbüttel. Der 68-Jährige hat dort die Redaktion des Heimat-Echo besucht. Ein Gespräch über echte Freunde, Heimat-Gefühle und neue Projekte.
Von Susanne Holz
Jeans, Poloshirt, Weste und Sneacker – als Nick Wilder beim Heimat-Echo an Bord geht, setzt er auf lässigen Freizeit-Look. Die schmucke weiße Uniform, in der ihn Millionen ZDF-Zuschauer kennen, bleibt im Schrank der Kostümbildnerin. Denn zu Besuch kommt er nicht als Traumschiff-Arzt Dr. Sanders, sondern als Nick Wilder. Pillen gegen Seekrankheit und Herzschmerz, Fernweh und Sonnenbrand – das war gestern. Dr. Sanders ist am Neujahrstag nach zehn Jahren auf dem bekannten Quoten-Dampfer an Land gegangen und hat dort als Nick Wilder noch eine Menge vor. Jüngst ist seine Biografie erschienen „Hallo Herr Kaiser! Das Leben ist wilder, als man denkt“, die er mit Schwung auf den langen Holztisch in der Redaktionsküche wirft, bevor er zur Kaffeetasse mit viel Milchschaum greift. Wer mit Nick Wilder ins Plaudern gerät, sollte Zeit mitbringen – der 68-Jährige hat ein bewegtes Leben und viel zu erzählen.
Von Fehmarn aus in die Welt streamen
„Aktuell plane ich ein großes Live-Streaming-Event* am 7. Mai auf Fehmarn“, erzählt Wilder und verspricht eine Abendunterhaltung mit Livemusik, Entertainment, Lesungen und Live-Schaltungen zu Weggefährten. Zudem nimmt er Traumschiff-Grüße von Sascha Hehn und Wolfgang Lippert entgegen und startet mit NDR-Moderator und „Plattschnacker“ Yared Dibaba musikalisch durch. „Wir planen aktuell mit zwei Stunden, aber das Programm wird immer länger und länger“, sagt Wilder erfreut.
Dass die Sause auf Fehmarn steigt, ist kein Zufall. Dort wurde Nick Wilder, der damals noch Klaus hieß, als Sohn eines Landwirts geboren. Von dort brach er in die weite Welt auf, wurde Surfweltmeister, Surfshopbesitzer und die bekannte Werbefigur „Herr Kaiser“ für die Hamburg-Mannheimer – ganze 25 Jahre lang. „Für mein Buch habe ich mein Leben nochmal Revue passieren lassen. Und es war tatsächlicher wilder, als man denkt. Insofern passt der Titel sehr gut“, erklärt Wilder, der zwischen seiner neuen Heimat Montana in Amerika, Südtirol und Deutschland pendelt. Doch Heimat, was bedeutet das für jemanden, der die ganze Welt gesehen und viel aus dem Koffer gelebt hat, vielerorts zu Hause und auf einer Insel aufgewachsen ist?
Heimat ist: so sein dürfen wie man ist
„Heimat ist für mich ein Ort, an dem ich so sein kann, wie ich bin. Heimat sind für mich auch Werte wie Bodenständigkeit, zu wissen, wo man herkommt“, sagt Nick Wilder. Dazu gehört neben Fehmarn auch Montana, wo er nur „der Nick“ und seine Frau, Schauspielerin Christine Mayn, nur „die Christine“ sind. „Dort kennt uns keiner. Es beeindruckt niemanden, dass wir in Deutschland auf der Straße erkannt werden. Vom ZDF-Traumschiff haben unsere Freunde nie gehört. Das ist auch befreiend“, sagt er. Mit seinem selbstgebauten Anwesen in Amerika hat sich das Ehepaar einen Traum erfüllt. Der Blick auf den Missouri – unbezahlbar.
Fernab der ursprünglichen Heimat hat sich Nick Wilder jüngst mit seinen Wurzeln beschäftigt und festgestellt, dass die eigene Familiengeschichte auch Schattenseiten hat. Sein Vater war auf Fehmarn tief in den Nationalsozialismus verstrickt. Diese Geschichte möchte er jetzt angemessen auf die Leinwand bringen. „Das kratzt möglicherweise an dem Bild, das die Menschen von mir haben, aber es ist mir sehr wichtig, das zu tun“, sagt Nick Wilder. Wer mit ihm über das Leben reden möchte, könnte dies auch am Lagerfeuer mit Blick auf die Rocky Mountains tun. Der Schauspieler hat auf seinem Grundstück eine Gäste-Lodge gebaut. Und wenn es gemütlich wird, greift er zur Gitarre. So schön kann Landgang sein.
*www.nick-wilder.com
Last modified: 29. April 2021