Elke Krenz ist geimpft, ihre Tochter und unsere Mitarbeiterin Anja Krenz hat sie begleitet – ein Erfahrungsbericht
POPPENBÜTTEL/HAMBURG Elke Krenz, 82 Jahre alt, hatte sich schon im Januar um einen Impftermin bemüht – telefonisch. Denn die Buchung übers Internet traute sie sich nicht zu. Doch keiner ihrer rund 50 Versuche war erfolgreich: Meist hing sie in der Warteschleife. Einmal kam sie durch, aber noch während des Telefonats wurde ihr der Termin vor der Nase weggeschnappt. Ihre Kinder probierten es parallel online und konnten nach diversen Fehlversuchen endlich die zwei erforderlichen Termine buchen. Am 1. März erhielt Elke Krenz ihre erste Impfung, begleitet von mir, ihrer Tochter.
Von Anja Krenz
Der Termin ist um 9 Uhr, wir starten um kurz vor acht. „Bist du aufgeregt?“, frage ich. „Nein“, sagt meine Mutter. „Ich bin froh, dass es jetzt endlich passiert.“ Unter ihre Winter- und Strickjacke habe sie extra ein kurzärmeliges T-Shirt angezogen, damit man nachher gut an ihren Oberarm komme, sagt sie und genießt entspannt die Fahrt durch die Corona-leere Stadt. 8.34 Uhr: Ankunft Impfzentrum, Lagerstraße 18. Direkt an der Auffahrt stehen vier Security-Leute, die den Termin-Ausdruck einfordern und begutachten – wir dürfen auf das schon gut gefüllte Gelände und finden problemlos eine Parklücke. Ab dem Empfangszelt werden wir von diversen Sicherheitsleuten an jeder Abzweigung weitergewinkt.
Als sich vor uns die Halle A3 öffnet, fühlen wir uns augenblicklich wie im Terminal 1 am Hamburg Airport. Einziger Unterschied: In der mit Bändern abgesteckten Wartespur steht alle anderthalb Meter ein Stuhl zum Ausruhen. Viele Senioren werden offenbar von ihren Töchtern oder Söhnen begleitet. Ehepaare sind unter den Wartenden, aber auch Alleinstehende. Eine junge Frau, die zum Helferteam gehört, unterhält sich mit einer Dame im Rollstuhl und schiebt sie währenddessen Stück für Stück weiter. Ein Security-Mitarbeiter weist denjenigen, die dran sind, eine Anmeldebox zu, in der Mitarbeiter Computer bedienen.
Endspurt Richtung Impfkabine
Als wir an der Reihe sind, reicht meine Mutter ihre Unterlagen durch den Schlitz im Plexiglas – Terminausdruck, Personalausweis und Impfpass. Die Sachbearbeiterin gibt die Daten ein und druckt neun Zettel aus, die sie uns aushändigt. Kurz darauf holt uns die Impfärztin ab. Sie führt uns in eine Kabine und bietet uns Stühle an. „Ich nehme an, Sie haben sich über den Impfstoff informiert?“, fragt sie Mami. Hat sie. So kann die Aufklärung entfallen. Dann folgt der Anamnese-Bogen. Einnahme blutverdünnender Mittel? Allergien gegen Medikamente? Chronische Erkrankungen? Das muss Mami bejahen, da sie seit Jahren Bronchialasthma hat. Drei Unterschriften sind fällig – Aufklärung über den Impfstoff Biontech-Pfizer, Einwilligung in die Impfung und Einwilligung für die Weitergabe der persönlichen Daten an die Gesundheitsbehörde.
Dann der große Moment: Die Ärztin zieht ein Paar Gummihandschuhe über und desinfiziert Mamis linken Oberarm. „Bitte locker hängenlassen“, sagt sie und sticht zu. Meine Mutter verzieht keine Miene. Spritze raus, Tupfer drauf, „bitte ganz fest drücken“, sagt die Ärztin, während sie ein Pflaster holt und dann über den Einstich klebt. Bevor sie sich verabschiedet, reicht sie uns an eine Mitarbeiterin weiter und weist diese darauf hin, dass alle Zettel noch mal gedruckt und unterschrieben werden müssten. Durch ein falsch gesetztes Häkchen in der Anmeldebox ist meine Mutter vorübergehend „männlich“. Sie sagt amüsiert: „Hier geht eine Geschlechtsumwandlung aber schnell.“
Eine halbe Stunde nachdem wir aus dem Auto gestiegen sind, werden wir in einen der Ruheräume geführt. Die Mitarbeiterin plaudert mit uns über das am Abend anstehende Stadt-Derby und erklärt, dass Mami wegen des Asthmas 30 Minuten bleiben müsse. Wer keine chronische Erkrankung hat, darf bereits nach einer Viertelstunde gehen. Dann bringt sie die frischgedruckten Zettel zum Unterschreiben, und nun ist meine Mutter wieder „weiblich“. Wir warten, während die Menschen kommen und gehen, bis unsere 30 Minuten abgelaufen sind. An einer der Abmeldeboxen wird vermerkt, dass während der Ruhezeit keine Probleme aufgetreten sind. Und dann: Abfahrt. Um 10.30 Uhr sind wir wieder zu Hause. Während es der Mutter gut geht – sie wird in den folgenden Tagen keine einzige Nebenwirkung bemerken, nicht mal der Arm tut weh – bin ich komplett erschossen. Offenbar war ich deutlich aufgeregter und angespannter als mein geliebter Impfling.
Last modified: 11. März 2021