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Keiner kennt das Revier so gut wie er

7. Oktober 2020

Auf Tour mit Stadtteilpolizist Meyer

POPPENBÜTTEL Keiner ist näher am Bürger, keiner kennt seinen Stadtteil besser: Sven Meyer hat als bürgernaher Beamter täglich mit den Brennpunkten und den kleinen und großen Sorgen der Einwohner in Poppenbüttel-Nord zu tun. Ein Traumjob sagt Meyer, der die Nähe zu den Menschen liebt.

Von Matthias Damm

„Ich mag die Nähe zu den Menschen, ich möchte Probleme lösen, will ansprechbar für jeden sein“, sagt Sven Meyer und gibt gleich die Antwort auf die Einstiegsfrage: „Ja, es ist immer noch mein Traumjob!“ Seine Hauptaufgabe: im besonderen Fußstreifendienst eine sichtbare, bürgernahe Präsenz anzubieten,
kommunikativ zu sein, Hemmschwellen abzubauen. Aber auch: immer wieder an die Einsicht zu appellieren, Aufklärung zur Verhinderung von Straftaten und Verkehrsunfällen zu leisten, Konflikte zu lösen. „Das alles hat sich in zwei Jahren nicht verändert, aber die Erfolgserlebnisse nehmen zu. Ich habe mit immer mehr Poppenbüttelern direkten Kontakt und weiß ganz gut, an welchen Stellen im Revier man lieber einmal mehr auftaucht“, sagt Sven Meyer.

Falschparker aufgepasst!

Zu den Erfolgserlebnissen zählt er unter anderen seine Initiative, die Bus-Beschleunigungsspur in der Harksheider Straße montags bis freitags zwischen 6.30 und 9 Uhr durch eine eindeutigere Beschilderung von parkenden Fahrzeugen freizuhalten. Das klappt seitdem sehr gut, hat aber bei so klarer Beschilderung auch Konsequenzen, wenn jemand immer noch meint, dort parken zu müssen: Vorher wurden Knöllchen verteilt, jetzt wird konsequent abgeschleppt. Egal, wo Sven Meyer gerade aktiv wird, es gibt immer einen der sagt: ‚Sie müssten eigentlich täglich hier sein, Herr Meyer, das hilft‘. Oder wenn jemand bei einem Verkehrsverstoß
erwischt wird: ‚Um die wirklichen Probleme sollte sich die Polizei mal kümmern‘. „In den allermeisten Fällen sind die Leute einsichtig“, erzählt Meyer. „Das ist sicher auch dem ruhigen, bürgerlichen Stadtteil Poppenbüttel geschuldet.“ Aber es gibt auch Ausnahmen, wie die sehr betagte Dame, die ihm auf dem Fahrrad entgegen der vorgeschriebenen Fahrtrichtung entgegenkommt. Meyer will sie gerade ansprechen, da fragt sie bereits, was das kostet. „20 Euro“, antwortet der bürgernahe Beamte.

Uneinsichtige Seniorin zur Kasse gebeten

Dann könne Sie nicht mehr einkaufen gehen, so die Dame. Meyer überlegt, ob er bei einer derartig ans Herz gehenden Aussage bei den 20 Euro bleiben soll, da legt die Fahrradfahrerin nach: „Ich bin hier schon mal gebührenfrei verwarnt worden, ich wohne hier – und mache das auch wieder.“ Die 20 Euro werden fällig.
Nach wie vor ist der Moorhof eine Straße mit reichlich Potenzial für Ermahnungen und Bußgelder: Nördlich der Fußgängerüberweg, dahinter das Verbot der Einfahrt, in der Mitte die verkehrsberuhigte Zone und die Einfahrten auf den Marktplatz, in südlicher Richtung das Stop-Schild, das gerne ‚übersehen‘ wird.

„Viele wissen nicht, dass man in einem verkehrsberuhigten Bereich, auch bekannt als Spielstraße, nur Schrittgeschwindigkeit (7 km/h) fahren darf. Hier teilen sich Fußgänger, Radfahrer und Autos die gesamte Straßenbreite, einen Fußweg gibt es nicht. Die meisten denken: Dort gilt 30 km/h“, sagt Meyer. Eine digitale Tafel zeigt die gefahrene Geschwindigkeit, Meyer stoppt eine Autofahrerin mit 18 km/h und ermahnt sie, die Schrittgeschwindigkeit einzuhalten. Sie wäre nicht zu schnell gewesen, sagt sie. „Doch“ sagt Meyer „und zwar deutlich. Ich gehe jetzt mal neben Ihnen, dann sehen Sie, was Schrittgeschwindigkeit ist.“ Er setzt auf die Einsicht und die neu gewonnene Erfahrung.

Immer nah dran am Geschehen

Als Polizist auf Fußstreife ist man nahe dran am Geschehen und erlebt viel. Oft kann er helfen oder informieren, aber manchmal ist gut nicht gut genug – wie beim Vorfall in der Buslinie 178. Eine ältere Dame steigt ein, Meyer macht sie auf einen freien Klappsitz aufmerksam. Sie bedankt sich, bleibt aber stehen. Das geht 100 Meter gut, dann muss der Bus eine Notbremsung hinlegen. Die Dame stürzt über einen Kinderwagen und bricht sich den Arm. „Hätte ich doch deutlicher darauf bestanden, dass sie sich aus Sicherheitsgründen hinsetzt“, ärgert sich Sven Meyer noch Wochen später. Kurios verlief der Besuch in einer Zahnarztpraxis. Meyer, in voller Uniform, berät das Praxisteam über Schutzmaßnahmen gegen Einbrecher, die es auf hochwertige Praxisgegenstände abgesehen haben. Ein Patient interpretiert diese Unterhaltung falsch, ruft aus dem Treppenhaus die 110 an und berichtet von einem falschen Polizisten, der Wertsachen aus einer Praxis fordert. Vier Streifenwagen machen sich sofort auf den Weg, Meyer hört das über Funk mit, ahnt, dass er gemeint ist und kann Entwarnung geben. „Der Mann auf der Treppe hat alles richtig gemacht, lieber einmal mehr bei einer Beobachtung 110 anrufen, als einmal zu wenig. Die Klärung des Sachverhalts übernimmt die Polizei.“

Der Rundgang durchs Revier endet mit der Erkenntnis, dass man nicht überall gleichzeitig sein kann, obwohl sich viele Poppenbütteler das wünschen – und auch Sven Meyer gerne noch mehr Zeit auf Fußstreife verbringen würde.

Polizist_Sven_Meyer
Auch Geschwindigkeitskontrollen gehören mit zu den Aufgaben von Sven Meyer Foto: M. Damm

Last modified: 17. Dezember 2020

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