Verluste bei Sportvereinen sind kaum zu kompensieren
HAMBURG Auch im zweiten Pandemie-Jahr weist die Mitgliederbestandserhebung des Hamburger Sportbunds einen weiteren Rückgang der Mitgliederzahlen aus. Das Heimat-Echo sprach mit Sportvereinen im Nordosten von Hamburg über die Entwicklungen.
Von Sebastian Conrad
Der Hamburger Sportbund (HSB) fällt nach vielen Jahren wieder unter die Marke von einer halben Million Mitgliedschaften. Konkret bedeutet diese negative Entwicklung einen Rückgang von 21.976 Mitgliedschaften im Vergleich zum Vorjahr, was einem Defizit von 4,2 Prozent entspricht.
Bereinigt um den Austritt des Hochschulsport Hamburg haben die 865 Mitgliedsorganisationen des HSB, davon 790 Sportvereine, derzeit noch 327.821 männliche Mitgliedschaften und 170.079 weibliche Mitglieder.
Während der Coronapandemie sind Hamburger Sportvereinen insgesamt rund 34.000 Mitgliedschaften verloren gegangen. Besonders alarmierend ist mit 11.608 der überproportional hohe Austritt von Frauen im letzten Jahr. „Die Bestandserhebung zeigt das Ausmaß der Mitgliederverluste über den bisherigen Pandemiezeitraum von zwei Jahren nun erstmals umfassend. Bei einzelnen Vereinen und Verbänden sind es drastische Rückgänge, die sehr bedrohlich anmuten”, sagt HSB-Vorstand Daniel Knoblich.
Wie bedrohlich ist die Situation für die Sportvereine im Nordosten von Hamburg? Die Sportredaktion hat nachgefragt.
Hilfreiche Förderprogramme
Mit sinkenden Mitgliederzahlen hat auch der SC Poppenbüttel zu kämpfen, der frühzeitig gegengesteuert hat: „Die Förderprogramme des HSB haben uns sehr geholfen. Nach Einreichung unserer Anträge wurden die finanziellen Hilfen schnell umgesetzt”, sagt Geschäftsführer Wolfgang Haumüller. Ähnliches berichtet Marcus Benthien, 1. Vorsitzender und Geschäftsführer beim TSV Sasel: „Rückblickend sind wir der Stadt dankbar, mit Hygiene- und Betriebszuschüssen die Pandemie wirtschaftlich stabil überstehen zu können. Im Großen und Ganzen ist die Saseler Sportfamilie beisammen geblieben und geht gemeinschaftlich durch diese Zeit. Mittlerweile gehen die Zahlen sogar nach oben.”
„Der Walddörfer SV hat das Tal durchschritten und verzeichnet im Januar 2022 genau 209 Mitglieder mehr als im Oktober 2021”, resümiert der Vorstandsvorsitzende Ulrich Lopatta. „Auch jetzt ist wieder ein stetiger Zuwachs zu beobachten. Der WSV hat alle bekannten Fördertöpfe in Anspruch genommen. Das war absolut notwendig, denn der Verein muss auch noch 2022 überstehen: es gibt keine Kurzarbeit mehr, alle Betriebskosten und Personalkosten sind auf dem gleichen Stand wie vor Corona, aber insgesamt fehlen trotzdem noch rund 900 zahlende Mitglieder”, so Lopatta.
Viel Loyalität und Solidarität erlebt auch der TSV Duwo 08. „Unsere Mitglieder haben während der gesamten Zeit in großem Maße zu uns gestanden und viel Verständnis für die Veränderungen, die die Pandemie mit sich brachte, aufgebracht. Wir verzeichnen lediglich einen Rückgang von zwei bis drei Prozent und liegen insgesamt zwischen 1.350 bis 1.400 Mitgliedern”, berichtet der TSV-Vorsitzende Holger Neubau. Eine ähnliche Situation erlebt der WSV Tangstedt, der 2021 mehr als 100 Mitglieder hinzugewinnen konnte. „Unsere jugendlichen Mitglieder stellen seit Jahren rund 50 Prozent”, sagt Vorstandschef Volkmar Jank.
Solidarität und finanzielle Verluste
Fazit: In vielen Sportvereinen steigen die Mitgliederzahlen wieder, wobei sich die finanziellen Verluste in den meisten Fällen bisher nicht kompensieren lassen. Hinzu kommt eine ausgeprägte Solidarität und Dankbarkeit vieler Mitglieder. „Dankbar können wir der Stadt für die Unterstützung durch die ActiveCity-Starter-Gutscheine im Rahmen der gemeinsamen #sportVEREINtuns-Kampagne sein“, sagt Knoblich. Die Stadt hatte im August zusammen mit dem HSB die #SportVereinTuns-Kampagne initiiert und 20.000 Gutscheine à 80-Euro für Neu-Mitglieder zur Verfügung gestellt.
Last modified: 10. März 2022