Im Robben Café arbeiten seit acht Jahren Menschen mit und ohne Handicap
WULFSDORF Laufkundschaft gibt es hier nicht, eher Wander- und Radfahrkundschaft, denn das Robben Café liegt im Grünen, ein wenig abseits am Wulfsdorfer Weg in Ahrensburg. Eingebettet in die integrativen und generationenübergreifenden Wohnprojekte „Allmende“ und „Wilde Rosen“ rund um das Gut Wulfsdorf entstand hier 2014 ein einzigartiger Ort für das gemeinsame Leben und Arbeiten von Menschen mit und ohne Handicap. Und so ganz nebenbei kommen hier täglich hochwertige Köstlichkeiten auf den Tisch.
Von Matthias Damm
Gleichzeitig Kaffeehaus und Speiselokal, das ist das Robben Café. Ein täglich wechselnder Mittagstisch wird ausschließlich mit Lebensmitteln aus biologischem Anbau zubereitet – und der findet sich praktisch vor der Haustür auf den Feldern des Gut Wulfsdorf. Fleisch kommt nur in Demeter-Qualität auf den Teller, Kuchen und Torten entstehen wie alles hier in Gemeinschaftsarbeit von Menschen mit und ohne Handicap. Gabriela Grimmelmann gehört zum Gründungs-Team des Robben e.V. und hat das Robben Café lange geleitet: „Die Idee für das Café entstand in unserem Verein aus der Frage: Was können wir behinderten Menschen nach Beendigung ihrer Schulzeit bieten? Teilhabe am Arbeitsleben, Struktur und soziale Bindung im Alltag, alles in einer ambulanten Form mit Wohnungen in einer Dorfgemeinschaft, das waren für uns die Antworten. Zusammen mit dem Bau der drei Wohnhäuser für die Betreuten entstand bereits 2009 eine Textilwerkstatt, 2014 das Robben Café, danach die Garten- und Pferdewerkstatt.“
Keine Robben im Robben Café
Kinder müssen beim Namen Robben Café tapfer sein, denn die großäugigen Tiere aus der Nordsee sucht man hier vergebens: „Der Name geht auf den Psychologen Friedrich Robbe zurück, der schon 1950 eine heilpädagogische Schule leitete und die ‚Gesellschaft für seelenpflegebedürftige Kinder‘ gründete“, erzählt Gabriela Grimmelmann. Auch wenn es keine Robben zu sehen gibt, kommen Kinder am Robben Café auf ihre Kosten. Während die Erwachsenen sich in den hellen, lichtdurchfluteten Räumen noch einen Latte Macchiato mit Keksherz gönnen, kann man auf dem Spielplatz vor der Terrasse ordentlich Spaß haben. Miguel Schneider ist für den Service im Café zuständig. Der sportbegeisterte junge Mann liebt das Café, den Umgang mit den Gästen, schätzt seine Kollegen und hat hier alles gelernt, was in einem Restaurant wichtig ist, vom Vorbereiten der Tische bis zum Spüldienst in der Küche: „Aber ich habe zur Sicherheit immer einen Spickzettel dabei, damit ich nichts vergesse – und die Bestellungen schreibe ich mir auch lieber auf“, sagt er. Heute serviert er Kürbisrisotto mit Mandarinen und Parmesan als Mittagstisch, den seine Kollegen vom Küchenteam liebevoll und sorgsam vorbereitet, gekocht und professionell angerichtet haben.
Jeder arbeitet entlang seiner Fähigkeiten
Gabriela Grimmelmann ist wichtig, dass es für jeden Betreuten im Robben Café eine sinnvolle Tätigkeit gibt: „Dem einen liegt der Kontakt mit den Gästen, der andere arbeitet lieber in der Küche, schnippelt Gemüse, rührt Teig oder brät Fisch und Fleisch. 13 Betreute sind derzeit im Café tätig, alle werden durch unsere Betreuer behutsam für ihre Aufgaben geschult. Viele wechseln auch mal in die Textilwerkstatt zum Weben, Filzen und Nähen, wieder andere lernen in der Garten- und Pferdewerkstatt den achtsamen Umgang mit Tieren und Pflanzen.“
Das ambulante Betreuungs- und Pflegeangebot durch die Hermann Jülich Werkgemeinschaft ist für die 36 pflegebedürftigen Erwachsenen die Basis, um ihr Leben aktiv mitzugestalten. Dabei ist Sorgfalt laut Gabriela Grimmelmann ein wichtiges Ziel: „Natürlich steht der Mensch mit seinen individuellen Fähigkeiten im Mittelpunkt, aber wir wollen mit dem Robben Café auf einem hohen kulinarischen Niveau auch wirtschaftlich arbeiten. Das gelingt seit vielen Jahren, alle Mitarbeiter erhalten ein Entgelt und wir versuchen auch ganz konkret, eine Nähe zum ersten Arbeitsmarkt herzustellen.“ Die Qualität des Robben Cafés hat sich mittlerweile herumgesprochen, viele Familienfeiern hat es hier schon gegeben. Es ist ein ganz besonderer Ort, der unbedingt zu einem Besuch einlädt.
Robben Café
Bornkampsweg 31 L, 22926 Ahrensburg/Wulfsdorf, Tel. 04102- 69 51 983, robben-cafe@werkgemein schaften.de, www.robben-cafe.de.
Dienstag bis Sonntag 12 bis 17 Uhr. Warme Küche: Dienstag bis Freitag 12 bis 15 Uhr, Samstag 12 bis 16 Uhr. Montag Ruhetag.
Außer-Haus-Service, überall barrierefreier Zugang, Buchungen von Veranstaltungen sind möglich.
Last modified: 18. August 2022