Ein Jugendtrainer berichtet über das Fußballtraining nach dem langen Lockdown
LANGENHORN Torsten Laabs (47) ist Trainer der E-Jugend – Fußballmannschaftmannschaft beim Sportclub Alstertal-Langenhorn (SCALA). Seit den Märzferien dürfen die zehnjährigen Fußballer unter seiner Anleitung wieder kicken. Wie läuft das Training ab? Haben die Kinder einen sportlichen Rückstand? Und woran macht sich die lange Pause sonst noch bemerkbar? Torsten Laabs hat auf alles eine Antwort.
Von Jonas Conrad
Der ältere Jahrgang der E-Jugend von SCALA spielte schon vor der Coronapandemie erfolgreich zusammen. In der letzten Hallensaison war die Mannschaft unter den besten 20 Teams in Hamburg und erzielte beim Juniorencup in Rostock einen beachtlichen dritten Platz. Die Freude, dass jetzt endlich wieder mit allen trainiert werden darf, ist natürlich riesig: „Es ist wunderbar, wieder mit den Jungs auf dem Platz stehen zu dürfen. Nach den Ferien durften nur maximal fünf Kinder gleichzeitig trainieren und ich als Trainer brauchte jedes Mal einen negativen Test. Jetzt dürfen alle wieder gleichzeitig ran und es kehrt ein wenig Normalität zurück ins Training“, so Laabs.
Aufgrund der bestehenden Auflagen und der Bitte, das Training so kontaktarm wie möglich zu gestalten, muss Torsten Laabs sein Programm weiterhin anpassen: „Das Einlaufen der Kinder geschieht mit entsprechendem Sicherheitsabstand. Bei den Übungen im Training gibt es Wartebereiche, sodass sich nicht zu viele Spieler begegnen. Das Abschlussspiel ist immer das Highlight, wobei wir den Jungs das Jubeln nach einem Tor oder einem ganz harten Zweikampf untersagen müssen“, berichtet Labs. Obwohl das Jubeln, die Umarmung und das Abklatschen nach einem Tor, eigentlich zum Sport dazugehören, muss der Trainer den Zehnjährigen immer wieder neu vermitteln, dass es derzeit nicht erlaubt ist. Natürlich machen diese Erläuterungen die Jungen auch traurig, aber, zum Beispiel durch die Schule, seien sie Einschränkungen gewöhnt. Oftmals bedürfe es nur einer Erinnerung. Zu Diskussionen komme es aber nie. Die Spieler seien einfach spitze, unter solchen Umständen durchzuhalten, lobt der Trainer seine Mannschaft.
Wenn ein Sportler über lange Zeit nicht trainieren darf, verliert sein individuelles Spiel an Qualität. Sportteams in der ganzen Welt haben damit zu kämpfen. So auch die E-Jugend von SCALA. Vor allem, was die Kondition angehe, habe man natürlich mit extremen Rückständen der Sportler zu kämpfen gehabt. „In den ersten Wochen nach dem Trainingsstart hätten wir unmöglich ein Spiel oder ein
Turnier bestreiten können. Dadurch, dass die Kids lange nicht in die Schule gegangen sind, gab es Kinder, die sich tagsüber fast gar nicht bewegt haben“, weiß der Trainer. Doch es gebe auch überraschende Einsichten. Das Ballgefühl habe weniger unter der langen Pause gelitten, da wohl doch jeder zu Hause mal einen Ball gekickt oder jongliert habe.
Neben den sportlichen Aspekten könne man aber auch psychisch einen klaren Trend erkennen: „Die Freude, die man den Jungs im ersten Training anmerken konnte, war unfassbar“, berichtet der 47-Jährige. Dies zeige, wie sehr das Fußballspiel ihnen gefehlt habe. Dennoch verlief der Wiedereinstieg nicht ganz problemlos: „Es sind nicht alle Spieler zur selben Zeit ins Training eingestiegen. Einige Eltern hatten noch Bedenken und erlaubten es ihren Kindern nicht, wieder zum Sport zu gehen. Die Sportler, die erst später wieder mittrainierten, hatten es wirklich schwer, den Anschluss zu finden“, bedauert Laabs. „Die Eltern standen hier vor einer schweren Entscheidung zwischen Risikominimierung und dem Wissen, dem Kind etwas vorzuenthalten“, so seine Meinung. Jetzt seien aber glücklicherweise alle wieder dabei. Torsten Laabs wünscht sich sehr, dass nun auch der Punktspielbetrieb bald wieder aufgenommen werden kann und es unter keinen Umständen zu einer erneuten Trainings-Zwangspause kommt.
Last modified: 2. Juni 2021