Oberstes Ziel aller Schulen: Präsenzunterricht aufrecht erhalten
ALSTERTAL/WALDDÖRFER Testpflicht für alle Schüler und Maskenpflicht in der Sporthalle: Die Stadt Hamburg hat die Sicherheitsmaßnahmen für den Schulunterricht noch einmal erhöht. Das Heimat-Echo hat nachgefragt, wie das bei den Schulen ankommt.
Von Marius Leweke
„Wir werden alles dafür tun, um den Präsenzunterricht aufrecht zu erhalten“, sagt Dorothee Wohlers, Leiterin der Stadtteilschule Poppenbüttel. Zwar seien die Schüler „nicht begeistert“, sich auch als Geimpfte und Geboosterte drei Mal pro Woche testen zu müssen. „Aber wir sind alle gut eingespielt.“ Lehrer testeten sich gemeinsam mit den Schülern, seien darin Vorbild. Hinzu kommt, dass seit Jahresanfang 4,8 Millionen der neuen verlässlicheren Schnelltests von Siemens Healthcare ausgeliefert werden. „Damit schrumpft die Zahl der falsch positiven Schnelltests deutlich“, so Dorothee Wohlers.
Testen gehört zum Schulalltag
„Tests sind bei den Schülerinnen und Schülern Routine“, sagt auch Dominik Teckentrup, Schulleiter am Carl-von-Ossietzky-Gymnasium (CvO). Folgeinfektionen in der Schule seien ihm nicht bekannt. Allerdings glaubt er auch, dass die Omikron-Variante noch nicht so richtig angekommen sei. Darum begrüßt er, wie auch sein Kollegium, die neue Regelung mit der Testung für alle. „Das gibt allen an der Schule ein Gefühl der Sicherheit.“ Das Kollegium sei durchgeimpft und auch die Eltern verhielt sich „sehr verantwortungsvoll“. Gut die Hälfte der Infektionen von Schülern seien zu Hause entdeckt worden und die Eltern haben entsprechende Maßnahmen ergriffen.
„Unverzichtbar und wichtig“ findet auch die Hamburger Elternkammer die Testungen. Wie Vorstandsmitglied Thomas Koester aus Sasel weiter positiv anmerkt, wird „das unmittelbare Testgeschehen aus den Familien herausgenommen“. Allerdings werde sich nun auch die Fallzahl positiver Tests erhöhen, „wie es aber gerade in allen Lebensbereichen geschieht.“
Vorteil: PCR-Tests gleich in der Schule
Das CvO gehört außerdem, ebenso wie die Stadtteilschule Poppenbüttel, das Gymnasium Buckhorn und rund 30 andere Schulen in Hamburg zu den Einrichtungen, die direkt nach einem positiven Schnelltest auch die aussagekräftigere PCR-Testung durchführen. Die Proben werden beim landeseigenen Institut für Hygiene und Umwelt ausgewertet. „Das Ergebnis liegt am selben Tag noch vor“, so Dorothee Wohlers. „Damit haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht.“ Diese sogenannten Lolli-Tests bedeuteten etwas mehr Arbeit, ergänzt Dominik Teckentrup, „aber für die Eltern ist das echt entlastend.“
An die regelmäßige Testung und die Maskenpflicht seien Grundschüler bereits gewöhnt, bestätigt Kai Burmeister, Leiter der Grundschule Buckhorn. Ihm und seinem Kollegium beschert darum eher die sich häufig ändernde Corona-Lage Mehrarbeit. „Wir rennen den neuen Regelungen immer hinterher, um die Eltern zu informieren. Da gibt es jedes Mal erheblichen Aufklärungsbedarf.“
Sportunterricht auch viel draußen
Organisatorischen Aufwand verursacht auch die von der Bildungsbehörde verfügte Auflage, in allen Schulgebäuden Maske zu tragen – also auch in den Sporthallen. „Grundschüler rennen sofort los, wenn die Halle geöffnet wird“, sagt Kai Burmeister. „Die müssten wir eigentlich festschnallen.“ Er hat sich mit den Sportlehrern darauf geeinigt, den Sportunterricht weitestgehend nach draußen zu verlagern. „Wenn das Wetter nicht mitspielt, werden dann auch mal Sportstunden mit anderen Fächern getauscht.“ Das sei in der Grundschule, wo Lehrer in ihren Klassen mehrere Fächer unterrichten, leicht möglich.
Auch an den weiterführenden Schulen wollen die Lehrer ihre Schützlinge nach Möglichkeit im Sport draußen unterrichten. Dorothee Wohlers hat den Eltern bereits geschrieben, ihren Kindern „angemessen warme Sportkleidung“ mitzugeben. Sollte dennoch Sport in der Halle unterrichtet werden, gebe es genügend Alternativen, sich zu bewegen, ohne die Lungen übermäßig zu belasten. Elternkammer-Vorstand Koester, Vater zweier Söhne, sieht die Maskenpflicht beim Sport dagegen kritisch. Denn Vereinssport sei in der Halle weiterhin ohne Maske zulässig. Darum hat die Elternkammer die Bildungsbehörde nun aufgefordert, „die Differenzierung zwischen Schulsport mit und Vereinssport ohne Maske zu erklären“.
Geld, um Lern-Defizite zu beheben
Neben den Maßnahmen zur unmittelbaren Eindämmung der Pandemie wünscht sich CvO-Schulleiter Teckentrup weitere finanzielle Mittel, um durch Homeschooling und Quarantäne bei einzelnen Schülern entstandene Lerndefizite zügig aufzuholen. „Wir bräuchten beispielsweise zusätzliche Kräfte, damit Schüler im Klassenverband den verpassten Stoff nacharbeiten können.“ Separate Stunden neben dem normalen Unterricht überforderten viele Schüler. „Ich halte sogenannte binnendifferenzierende Maßnahmen eher für zielführend.“ Denn eines sei klar: „Die Kinder sind mit unterschiedlichem Lernstand aus der Krise gekommen.“ Darum sei jetzt die Lernförderung eine große Herausforderung.
Inzidenz steigt und trotzdem ist Schule?
Die Frage, warum trotz steigender Inzidenzen Schule in Präsenz stattfindet, beantwortet die Stadt ganz klar: „Ärzte, Psychologen, Lehrkräfte und Wissenschaftler haben mehrfach bestätigt, dass Homeschooling für viele Schüler eine extreme Belastung ist, zu Lernrückständen führt und aufgrund der sozialen Isolation psychische und soziale Probleme verursacht. Deshalb dürfen Schulschließungen nur das allerletztes Mittel sein, wenn alle anderen Maßnahmen (Lockdown, Ausgangssperren oder Einkaufsverbote) vollständig ausgeschöpft sind.
Last modified: 26. Januar 2022